Stadtmuseum Düren: eine engagierte Geschichte

Drei Männer stehen um eine Glasvitrine mit einer Miniaturansicht einer mittelalterlichen Stadt.

Stadtmuseum Düren: eine engagierte Geschichte

Engagement des Monats Februar 2023

Engagementpreis NRW | Seit 14 Jahren füllt der Trägerverein des Stadtmuseums Düren mit der Erforschung, Aufarbeitung und Vermittlung der Stadtgeschichte eine Lücke, die der städtische Kulturbetrieb nicht abdeckt. Alle Einwohnerinnen und Einwohner sind eingeladen, sich im Museum für das historische Erbe ihrer Stadt einzubringen. Rund 40 Engagierte machen von den vielfältigen Möglichkeiten der Mitarbeit Gebrauch und sind regelmäßig im Betrieb des Museums tätig.

Bis zum Jahr 2009 gab es in der über 90.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Kreisstadt Düren keine Institution, die sich systematisch der Erforschung und Vermittlung der Stadtgeschichte angenommen hatte. Dass dies nicht auf ein mangelndes Interesse in der Einwohnerschaft zurückzuführen ist, wurde einigen Dürenerinnen und Dürenern im Zuge einer gut besuchten, jedoch zeitlich befristeten Ausstellung der Dürener Geschichtswerkstatt über die 1950er Jahre klar. Gemeinsam ergriffen sie die Initiative und gründeten den Trägerverein Stadtmuseum Düren e.V., der das Stadtmuseum bis heute in einem angemieteten Gebäude der Sparkasse betreibt. Dort wird die Dürener Stadtgeschichte bis in die Gegenwart erforscht und abschnitt- und themenweise in Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen vermittelt. Einer ersten Ausstellung zur Zeit von 747 bis 1814 schlossen sich in unregelmäßigen Abständen unter anderem Ausstellungen zur Dürener Migrationsgeschichte oder zu Zerstörung der Stadt am 16. November 1944 und ihrem Wiederaufbau an.

Engagement des Monats Februar 2023

Von den aktuell rund 400 Mitgliedern des Trägervereins sind rund 40 Personen mit ihren persönlichen Interessenlagen und Fähigkeiten regelmäßig aktiv am Betrieb des Stadtmuseums beteiligt. »Das ehrenamtliche Engagement trägt das Haus«, ordnet Dr. Anne Krings ein, die zu den Initiatorinnen und Initiatoren des Projekts gehört und heute das Stadtmuseum Düren hauptamtlich leitet. »Wir verstehen das Museum als partizipatives Bürgerprojekt. Gemeinsam haben wir über die Jahre ein festes Angebot in der Kulturlandschaft unserer Stadt geschaffen.«

Der Verein führt das Stadtmuseum Düren als offenes Haus, in das alle Interessierten eingeladen sind, sich für das historische Erbe ihrer Stadt einzubringen – getreu dem Motto »jede Bürgerin und jeder Bürger ist Expertin bzw. Experte für seine bzw. ihre Stadt«. Der wöchentliche Treff, in dem die Museumsleitung mit den Engagierten auf anstehende Projekte und Planungen blickt und neue Ideen sammelt, wird in der Lokalzeitung beworben. Er ist als offener Termin angelegt, an dem immer wieder neue Gesichter zu sehen sind. Zur Mitarbeit ist kein Fachwissen nötig, erfahrene Mitglieder führen Neulinge Schritt für Schritt in die Tätigkeiten ein. So gelingt ein niedrigschwelliger Einstieg in die diversen Tätigkeitsbereiche.

Die Engagierten – unter ihnen viele Menschen im Rentenalter, aber auch Studierende und einige Berufstätige – bauen unter anderem die Ausstellungen auf und ab, erstellen Medienbeiträge wie Hörtexte und Filmsequenzen, kümmern sich um die sonntägliche Besucherbetreuung, geben Führungen durch die Ausstellungen bzw. durch die Stadt, organisieren und betreuen Exkursionen, bieten Workshops an, führen Veranstaltungen durch und wirken bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit. Darüber hinaus beteiligen sie sich im Zuge von Archivrecherchen und der inhaltlichen Vorbereitung von Ausstellungen an der Forschungsarbeit. Auch die Archivierung der Sammlung braucht die helfenden Hände der Aktiven: sie erfassen die Neuzugänge und pflegen sie in die Sammlungsdatenbank ein, fotografieren und scannen Objekte und Dokumente.

Die Tätigkeiten werden von verschiedenen Arbeitsgruppen organisiert, in denen es keine bzw. höchstens flache Hierarchien gibt. Hier kommen handwerkliche Talente, EDV-Kenntnisse, das Interesse an der museumspädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen oder die Begeisterung für ein Thema wie die Ahnenforschung zur Geltung. Rosemarie Plücken, die im Haus die Ahnenforscherberatung leitet, sagt über ihr langjähriges Engagement: »Es macht sehr viel Freude, in einem Team mit den unterschiedlichsten Charakteren zu arbeiten und das Ergebnis der Arbeit einem breiten Publikum verständlich zugänglich zu machen. Die Motivation, als Ahnen- bzw. Familiengeschichtsforscherin immer weiterzumachen, liegt darin, dass ich persönlich viel Neues erfahre, was die Geschichte meiner Heimatstadt und die meiner Vorfahren betrifft.« Andere reizt die Möglichkeit, eigene Ideen verwirklichen zu können: Ausstellungen zu »Dürener Gaststätten und Brauereien« oder zu »Dürener Kinogeschichten« gehen auf Anregungen von Engagierten zurück.

Bis 2014 wurde das Museum rein ehrenamtlich betrieben. Aufgrund der vielfältigen und stets wachsenden Aufgaben und einer Vielzahl an dauerhaften Kooperationen mit anderen kommunalen Kultureinrichtungen, Schulen sowie außerschulischen Lernorten beschäftigt der Verein mittlerweile drei junge Fachkräfte, die seit 2014, 2016 bzw. 2019 Hand in Hand mit den Engagierten arbeiten. Sie übernehmen Leitungsaufgaben und das Freiwilligenmanagement und sind federführend für die Sammlung, die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Verwaltungsaufgaben sowie für den wichtigen Bereich der Kinder- und Jugendprojekte zuständig.

Denn historisches Lernen in attraktive Formate für Kinder und Jugendliche zu übersetzen, bildet neben dem regulären Ausstellungs- und Veranstaltungsangebot einen Schwerpunkt der Museumsarbeit. Künstlerisch-handwerkliche Angebote wie »Batiken wie in den 1960er Jahren«, Themenrallyes und Geocaching-Touren sollen ebenso wie Kindergarten- und Schulführungen oder die regelmäßigen Ferienprogramme vor allem die Freude an kultureller Bildung wecken. Die Teilnahme an diesen Angeboten ist wie der Eintritt ins Museum grundsätzlich kostenfrei.

Dies gilt auch für die meisten Veranstaltungen, die sich an Erwachsene richten. Sie vertiefen Ausstellungsthemen oder greifen neue Themen auf. Hierzu zählen Vorträge, Exkursionen, Workshops zum Schreiben und Lesen alter Schriften, Mundartabende, ausstellungsbegleitende Filmabende oder Interviewveranstaltungen mit Dürener Persönlichkeiten. Rund 5.500 Besucherinnen und Besuchern pro Jahr haben sich die Engagierten des Vereins mit dieser Bandbreite an Angeboten erarbeitet.

Derzeit bemüht sich das Museumsteam darum, weitere Zielgruppen zu erschließen. »Besonders wertvoll für den Verein sind einerseits natürlich die älteren Dürener Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Erinnerungen aus der Zeit vor der Zerstörung unserer Stadt im Zweiten Weltkrieg mitbringen und sich auf diesem Wege aktiv für die Bewahrung des kulturellen Gedächtnisses unserer Stadt einbringen. Andererseits möchten wir aber auch verstärkt ein Bewusstsein dafür schaffen, dass zugewanderte Menschen unsere Stadt seit Jahrhunderten mitformen und längst vollwertige Bürgerinnen und Bürger sind«, so Sarah Höner, eine der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen. Mit zwei großen Ausstellungen zur Migrationsgeschichte Dürens hat das Museum bereits viele Zeitzeuginnen und Zeitzeugen mit ihren ganz persönlichen Migrationsgeschichten zu Wort kommen lassen. Gezielte Einladungen etwa von verschiedenen Glaubensgemeinschaften und neue, ansprechende Angebote für die ganze Breite der Dürener Stadtgesellschaft knüpfen hieran an. Schließlich sollen sich alle im Museum wiederfinden können: ob als Besucherin oder als Engagierter.

Kontakt und Ansprechpartnerin:
Trägerverein Stadtmuseum Düren e.V.
Anne Krings
Leiterin
Arnoldsweilerstraße 38
52351 Düren
Tel. (02421) 1 21 59 25
E-Mail: anne.krings[at]stadtmuseumdueren.de (anne[dot]krings[at]stadtmuseumdueren[dot]de)
Web: www.stadtmuseumdueren.de