Düren sorgsam: Vier für ein Wir

In Fußgängerzone kommen Menschen ins Gespräch

Düren sorgsam: Vier für ein Wir

Engagement des Monats März 2021

Engagementpreis NRW | Miteinander füreinander sorgen. Mit diesem Anliegen koordinieren vier unterschiedliche Akteure in der Kreisstadt Düren Hilfestellungen rund um Sorgen und Belastungen von jungen wie alten Menschen, um Themen wie Sterben, Tod, Trauer, Demenz. Dazu kommen verschiedene Hilfestellungen in der Nachbarschaft, die gerade in der Zeit der Corona-Pandemie einen Beitrag zu einer echten Sorgekultur leisten.

Wer hilft wo und wie? Menschen, die durch Krankheit oder Alter in seelische oder alltagspraktische Not geraten, wissen oft nicht, wer sie unterstützen kann. Hilfespendende Organisationen gibt es so einige – aber wer ist genau für was zuständig und ansprechbar? Um Hilfesuchenden den Zugang zu erleichtern haben sich in Düren vier unterschiedliche Vereine und Initiativen zu der Initiative »Düren sorgsam« zusammengeschlossen. Und das sind die vier: Hospizbewegung Düren-Jülich e.V., die Initiative Sorgekultur für Stadt und Kreis Düren, die Lebens- und Trauerhilfe e.V. sowie die Alzheimer Gesellschaft Kreis Düren e.V.

Gemeinsam unterhalten sie seit 2019 eine zentrale Koordinierungsstelle mit einem Ladenlokal mitten in Düren. In dieser »Anlaufstelle für Alltagssorgen«, die normalerweise wochentags, an einem Abend sowie samstagvormittags geöffnet ist, finden die Bürgerinnen und Bürger qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort, die sowohl ehrenamtliche Hilfe anbieten als auch mit ambulanten, teilstationären und stationären Einrichtungen kooperieren, um im Sinne eines Netzwerkes individuelle Hilfe leisten zu können. Die ehrenamtlichen Ladenmitarbeiter/innen kommen aus den vier beteiligten Vereinen und Initiativen, sie sind also bestens vernetzt. Wie erfolgreich und bedeutsam diese Anlaufstelle und die Vernetzung der Trägergruppe ist, zeigt sich auch daran, dass nicht nur Hilfesuchende in ihrer persönlichen Not oder Verwandte oder Nachbarn anfragen, sondern sich manchmal auch Ärzte oder Behörden bei der Anlaufstelle melden. Sie sehen, dass sie in ihren beruflichen Gestaltungsmöglichkeiten an eine Grenze stoßen. Und sie wissen, dass das Ehrenamt manchesmal mit einer besonderen Kreativität andere Lösungswege findet.

Der Ansatz der Sorgekultur versteht Fürsorge immer als Weg, Ermutigung und Befähigung zur Selbstsorge. Dies kann bedeuten, dass Düren sorgam einer jungen schwangeren Frau hilft, aus einer gewaltbelasteten Beziehung auszusteigen und eine sichere Unterkunft in einer Einrichtung zu finden. Oder aber, dass ein demenziell veränderter Mensch nach dem Tod der Partnerin weiter zuhause leben kann, weil er durch ein enges Netzwerk begleitet wird.

Erzählen entlastet, Weinen befreit, Erinnern tröstet:

»Wenn wir begreifen müssen, dass uns nicht mehr viel Zeit miteinander bleibt, dann ist es doch etwas Großartiges, in gegenseitigem Einvernehmen letzte Dinge zu regeln, bis hin zur Gestaltung von Angeboten im Bereich alltäglicher Sorgen, die einer Unterstützung bedürfen.«

Detlef Struck, 1. Vorsitzender der Hospizbewegung Düren-Jülich e.V.

»Wer seine Sorgen und Nöte ausspricht und aus innerer Betroffenheit weint, sucht in der Erinnerung seiner Gedanken und seiner verbalisierten Gefühle die Annahme seiner Trauer.«

Toni Straeten, 1. Vorsitzender der Lebens- und Trauerhilfe Düren e.V

Über 80 Ehrenamtliche engagieren sich bei den vier beteiligten Vereinen bzw. in der zentralen Anlaufstelle. Neben den erwähnten Angeboten koordiniert die Initiative auch diverse Aktivitäten in der direkten Nachbarschaft: Einkaufshilfen in unterschiedlichen Kommunen, Hilfestellung beim Ausfüllen von Anträgen und Formularen, Botengänge für nicht mobile Nachbarn, Fahrdienste.

»Die gute Vernetzung der vier Initiativen ermöglicht eine umfassendere Beratung und Hilfestellung, zumal durch das Ladenlokal mitten in der Stadt der Zugang niederschwelliger geworden ist.«

Klaus Maria Perrar, 1. Vorsitzender der Alzheimer Gesellschaft Kreis Düren e.V.

Besonders in der schwierigen Coronaphase zeigte sich die Notwendigkeit der zentralen Anlaufstelle Düren sorgsam: Sei es das Zuhören bei isolationsgefährdeten Menschen, wie das Fertigen von Mund-Nasenschutz und die direkten Nachbarschaftshilfen.

»Für die zentrale Anlaufstelle und durch die vermittelnde Tätigkeit wollen wir zu einer erweiterten Form der Nachbarschaftshilfe anregen. Dabei wollen wir unterstützen und begleiten. Die Tatsache, dass wir mittlerweile in 16 Kommunen des Kreises qualifizierte »Sorgebauftragte« haben, hilft dabei ungemein, Kontakte in der jeweiligen Nachbarschaft zu aktivieren.«

Gerda Graf von der Initiative Sorgekultur

Für die Zukunft möchte die zentrale Anlaufstelle Düren sorgsam inmitten der Kreisstadt Bestandteil der bürgernahen Institutionen werden. Schon jetzt zeigt sich, dass Hemmschwellen bei der Inanspruchnahme von Hilfe niedriger werden. Letztendlich profitieren alle – Kommunen, Vereine, soziale Organisationen und der Hilfeersuchende – davon, dass beratende und begleitende Maßnahmen schon vorbeugend zu einer tragfähigen Lebensgestaltung führen. Durch die Arbeit entsteht eine stabile direkte und übergeordnete Nachbarschaftshilfe, die in Zukunft evaluiert und den Bedürfnissen des Kreises Düren weiter angepasst wird.

Kontakt und Ansprechpartnerin:
Gerda Graf
Weierstraße 14
52349 Düren
Tel.: (02421) 555 5780
E-Mail: info[at]dueren-sorgsam.de (info[at]dueren-sorgsam[dot]de)
Web: www.dueren-sorgsam.de