Mit Engagement zum Beruf: Begleitung zur beruflichen Anerkennung durch Ehrenamtliche aus Migrantencommunities

Mozaik – Teilnehmende unterhalten sich

Mit Engagement zum Beruf: Begleitung zur beruflichen Anerkennung durch Ehrenamtliche aus Migrantencommunities

Engagement des Monats Februar 2017

Engagementpreis NRW | Arbeit und Bildung gelten als wichtige Schlüssel zur Integration. Doch gerade für Zuwanderinnen und Zuwanderer ist der Weg in den deutschen Arbeitsmarkt mit vielen Herausforderungen verbunden. Für diese Personengruppe bietet in NRW ein generationenübergreifendes Netzwerk ehrenamtlicher Begleiter/innen aus Migrantenorganisationen vielfältige Unterstützung auf dem Weg in den Wunschberuf.
Für viele der Menschen, die in den letzten Jahren nach Deutschland eingewandert sind, stellt sich die Frage: Kann ich in Deutschland in meinem erlernten Beruf arbeiten? Klar ist: Die Anerkennung oder Bewertung ausländischer Berufsqualifikationen ist ein wichtiger Schritt für die berufliche und gesellschaftliche Integration.     Samir Doshi ist 2014 aus Syrien nach Duisburg gekommen. Seitdem versucht der 44-Jährige, seinen in Syrien erworbenen Berufsabschluss als Apotheker in seiner neuen Heimat anerkennen zu lassen. Dimitrios Kiriakidis hilft ihm dabei. Er engagiert sich als ehrenamtlicher Anerkennungsbegleiter für die Griechische Gemeinde e.V. in Duisburg und steht Samir Doshi nicht nur mit Rat und Tat zur Seite, sondern begleitet seinen »Schützling« auch bei allen wichtigen Terminen, ob bei Bezirksregierung, Ausländerbehörde oder Jobcenter. Auch Bella Buchner ist als ehrenamtliche Anerkennungsbegleiterin aktiv. Sie ist selber Mitte der 1990er Jahre aus der ehemaligen Sowjetunion mit ihrer Familie nach Deutschland ausgewandert. Bella Buchner vom Verein Nash Dwor (dt.: Unser Hof) möchte mit ihrem Engagement »Menschen, die nach Deutschland kommen, helfen, ihre Potentiale zu nutzen, um auf eigenen Beinen stehen zu können«. Sie unterstützt eine junge Frau, die aus Nigeria nach Deutschland geflohen ist und hier Physiotherapeutin werden möchte, nachdem sie bereits einige Semester Medizin in ihrer Heimat studiert hat.

Die beiden Beispiele zeigen: Insbesondere durch die verstärkte Neuzuwanderung nach Deutschland gewinnt das Thema der Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen eine hohe gesellschaftspolitische Relevanz. Doch der Weg bis zur Anerkennung und zum Wunschberuf ist für viele Neuzugewanderte schwieriger und dauert in der Regel deutlich länger als von ihnen im Vorfeld erwartet. »Ohne Unterstützung geht es nicht«, bringt es Frau Buchner auf den Punkt.

An dieser Stelle setzt das NRW-weite Angebot der gemeinnützigen MOZAIK gGmbH an. Mit dem bisher in acht Regionen in NRW umgesetzten Projekt – das im Rahmen des Förderprogramms »Integration durch Qualifizierung (IQ)« durchgeführt und aus Mitteln des Bundesarbeitsministeriums und der Europäischen Union gefördert wird – helfen bereits hier lebende Menschen mit Einwanderungsgeschichte neu Zugewanderten bei der Anerkennung von (Aus-)Bildungsabschlüssen sowie der Berufsberatung. Die in eigenen Kursen für ihre Aufgaben qualifizierten Freiwilligen schlagen Schneisen in den Behördendschungel, klären Zuständigkeiten und bringen so für die Betroffenen Licht in das Dunkel der mitunter komplexen und komplizierten Anerkennungspraxis der Ämter.

Informationsfilm »Anerkennungsbegleitung in NRW«

Dabei engagieren sich viele ältere Einwanderinnen und Einwanderer für die Ziele des Projekts, 13 der ehrenamtlichen Anerkennungsbegleiter/innen in NRW sind bereits über 60 Jahre alt. Insgesamt bieten zurzeit etwa 60 Ehrenamtliche aus über 40 Migrantenorganisationen in 22 unterschiedlichen Sprachen ihre Begleitung zur beruflichen Anerkennung an, wie Projektleiter Cemalettin Özer mit Freude feststellt.

Er sieht den Mehrwert seines Projekts darin, dass durch die Mehrsprachigkeit und durch die Mitgliedschaft der ehrenamtlichen Begleiter/innen in Migrantenorganisationen bzw. –communities »Zugangsbarrieren abgebaut« und damit »Personen erreicht werden, die durch reguläre Angebote nicht immer erreicht werden können«. Zudem gelinge es durch das Projekt, viele der neuzugewanderten Menschen grundsätzlich auf die bestehenden Möglichkeiten zur Anerkennung aufmerksam zu machen.

Für die Zukunft wünscht er sich eine größere Anerkennung und eine höhere Wertschätzung der Ehrenamtlichen. Ihr Engagement und ihr zeitintensiver Einsatz für die Unterstützung von Ratsuchenden werden seiner Meinung nach zu wenig gewürdigt. Er regt an, die ehrenamtlichen Begleitungen in die Förderprogramme des Landes einzubinden, um die Freiwilligen mit mehr Ressourcen unterstützen zu können.

Doch allen Herausforderungen zum Trotz zieht Cemalettin Özer ein positives Zwischenfazit des Projekts: »Mit dem Projekt bewirken wir lokale Vernetzungen von Behörden, Vereinen und mehrsprachigen Ehrenamtlichen aus Migrantenorganisationen. In der Folge haben sich an jedem Standort Anerkennungsnetzwerke gebildet, die immer weiter wachsen. In Zukunft möchten wir weitere Standorte in NRW aufbauen und so das landesweite Netzwerk aus Anerkennungsbegleiter/innen weiter stärken.«

Kontakt und Ansprechpartner:
MOZAIK – Gemeinnützige Gesellschaft für interkulturelle Bildungs- und Beratungsangebote mbH
Cemalettin Özer
Projektleitung
Herforder Str. 46
33602 Bielefeld
Tel: (05 21) 3 29 70 90
E-Mail: info [at] anb-nrw.de (info[at]anb-nrw[dot]de)
Web: www.anerkennungsbegleitung-nrw.de