Nachbarschaft reloaded: Budenzauber an der Zechenmauer

Forum Lohberg e.V.: Schild der Blauen Bude

Nachbarschaft reloaded: Budenzauber an der Zechenmauer

Engagement des Monats Juli 2018

Engagementpreis NRW | Ehemaliges Schaffnerhäuschen, dann Trinkhalle der Bergleute, später Kunstkiosk: die fast einhundertjährige Geschichte der Blauen Bude in Lohberg spiegelt auf 14 Quadratmetern nicht nur Stadt- und Ruhrgebietsgeschichte. Nach Jahren des Verfalls ist der kleine Ort heute wieder ein lebendiger und identitätsstiftender Treffpunkt mit großer Wirkung, der ohne das freiwillige Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger nicht zustande gekommen wäre.
Der Dinslakener Stadtteil Lohberg ist durch den Bergbau geprägt. Am nordwestlichen Rand des Ruhrgebietes gelegen, waren die allermeisten Menschen in Lohberg eng mit der im Ort liegenden Zeche verbunden, die seit 1907 der größte Arbeitgeber war. Nach der endgültigen Schließung der Zeche im Jahr 2005 ist Lohberg einer der am stärksten von Arbeitslosigkeit und Armut betroffenen Bezirke Dinslakens, eines Stadtteils im Strukturwandel, dem »schon immer ein schlechtes Image anhaftet«, wie Janet Rauch und Gilbert Kuczera zu berichten wissen. Beide sind im Vorstand des Forum Lohberg aktiv, einem bürgerbewegten Verein, der sich seit vielen Jahren dafür einsetzt, die »Problemlagen des Stadtteils gemeinwohlorientiert anzugehen«. Vor diesem Hintergrund sei auch das Engagement für die Blaue Bude zu verstehen, sagt Frau Rauch und weist auf die besondere Lage und die Bedeutung der Bude für den Stadtteil hin, an der die Bergleute Jahrzehnte lang auf dem Nachhauseweg Station gemacht hätten. Bis heute haben Büdchen und Trinkhallen im Ruhrgebiet eine »besondere Funktion für Nachbarschaften«, ergänzt Herr Kuczera, und an diese vielerorts verloren gegangene Tradition wolle die neue Bude mit ihrem breit gefächerten Programmangebot anknüpfen. Die Idee, die alte Bude an der Zechenmauer zu einem generationen-, milieu- und stadtteilübergreifenden Nachbarschaftstreff zu machen, wurde zusammen mit dem lokalen Unternehmensnetzwerk »Wirtschaft vor Ort« und mit Unterstützung der Stadt Dinslaken und weiterer Partner seit 2015 vorangetrieben, die instandgesetzte Bude Mitte 2017 wiedereröffnet. Insbesondere dem freiwilligen Engagement der Lohberger Handwerkerfirmen sei es zu verdanken, dass der Ort heute als rege genutzter Treffpunkt allen Lohbergerinnen und Lohbergern gleich welchen Alters oder Nationalität offen steht, meint Frau Rauch. Die Blaue Bude symbolisiere »als Landmarke die Verbindung zwischen Lohberg und dem neu gestalteten Zechengelände« und stelle so ein »typisches Stück Ruhrgebiet« dar, das auch für auswärtige Besucher/innen attraktiv sei.
 
Komma anne Bude: verschiedene Akteure folgen der Aufforderung und nutzen den Ort für ganz unterschiedliche Dinge, erzählt Gilla Schrör, die sich ebenfalls im Forum Lohberg engagiert und mitverantwortlich für die Programmplanung der Blauen Bude ist. Ob Kaninchen- oder Taubenzüchterverein, ob Squaredance oder Boule, ob ein Erzählcafé mit interkulturellen Geschichten aus dem Bergbau oder ein christlich-islamischer Gesprächskreis – die Blaue Bude sei dabei, sich als »niedrigschwelliger Kommunikations- und Diskussionsort« zu etablieren, freut sich Frau Schrör über erfolgreiche erste Monate. Zugleich würden über die Aktionen neue Engagierte gewonnen, die immer wieder mit frischen Ideen zur nachhaltigen Entwicklung des Nachbarschaftstreffs beitragen wollen. Schon allein aus diesem Grund sind alle Beteiligten mehr als zuversichtlich, dass die wechselvolle Geschichte der Blauen Bude in Dinslaken-Lohberg noch lange nicht auserzählt ist.
 
Kontakt und Ansprechpartnerin
Forum Lohberg e.V.
Janet Rauch
Johannesplatz 4-6
46537 Dinslaken
Tel: 01 71-1409090
Mail: info [at] blauebude.de (info[at]blauebude[dot]de)
Web: www.blauebude.de