
Über den Tellerrand hinaus: Wie Schüler in Warendorf Ehrenamt erleben
Engagement des Monats März 2025
Wie fühlt es sich an, als Jugendlicher eine soziale Einrichtung zu unterstützen? Oder mit Senioren einen Bingo-Nachmittag zu gestalten? Wie verändert sich der Blick auf den eigenen Kosmos, wenn man die nähere Umgebung plötzlich mit anderen Augen sieht? Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Laurentianum in Warendorf machen genau diese Erfahrungen – und entdecken, wie erfüllend soziales Engagement sein kann.
Es ist ein ganz normaler Schulnachmittag am Ganztags-Gymnasium Laurentianum in Warendorf. Doch statt Mathe, Chemie oder Englisch stehen für eine Gruppe Neunt- und Zehntklässler andere Themen auf dem Stundenplan: Sie setzen sich mit Menschen auseinander, mit denen es bislang kaum Berührungspunkte gab. Sie überlegen, wie sie helfen können. Und sie organisieren eigene kleine Projekte – für Senioren, Geflüchtete, Menschen mit Behinderung oder Kinder, die Unterstützung brauchen.
„Die Schüler kannten vor dem Projekt oft nur den Kleidercontainer an der Ecke“, sagt Verena Taugs, Lehrerin für Englisch, Pädagogik und Philosophie am Laurentianum. Durch unser Projekt „SoziaL – Aktiv – Unterwegs“ wissen sie, was es hier in der Umgebung für soziale Einrichtungen gibt – und dass sie selbst etwas beitragen können.“
Das Wahlpflichtfach Soziales Lernen gibt es am Laurentianum seit zwei Jahren. Verena Taugs hat es gemeinsam mit Ulla Herich ins Leben gerufen, die am Gymnasium die Fächer katholische Religion und Sozialwissenschaften unterrichtet. Die Schüler sollten hier bewusst nicht nur über soziales Engagement reden, sondern selbst aktiv werden. So verknüpften die beiden Initiatorinnen das Wahlpflichtfach mit dem Projekt: „SoziaL – Aktiv – Unterwegs“. Die Versalien LAU stehen dabei für das traditionsreiche Gymnasium, das in diesem Jahr bereits 350 Jahre besteht. Das neue Projekt soll aber verdeutlichen, dass der Blick der Laurentianum-Mitarbeiter und -Schüler vor allem in die Zukunft gerichtet ist.
Engagement des Monats März 2025
Ehrenamt entdecken – mit allen Sinnen
Was genau steckt hinter dem Projekt „SoziaL – Aktiv – Unterwegs“? Die Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse wählen eine soziale Einrichtung aus und überlegen, was sie dort tun können. Sie besuchen die Organisationen, helfen vor Ort mit und erstellen anschließend ein Produkt oder definieren ein Projekt, das sie selbst durchführen können. Neben der Arbeit am Projekt soll im Wahlfach vor allem die Persönlichkeitsbildung und das Demokratieverständnis der Jugendlichen gefördert werden. „Es geht nicht darum, einfach nur zuzugucken“, erklärt Ulla Herich. „Die Jugendlichen sollen mit anpacken – und spüren, was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen.“
Bereits entstanden sind so unter anderem kleine Filme, die die Arbeit der jeweiligen Einrichtung sichtbar machen oder Aktionen, wie eine virtuelle Fotoreise im Pflegeheim oder eine Kleidersammlung mit anschließender Spende. Manche Schülerinnen und Schüler begleiten die Ausbildung von Hunden, die Menschen in Altersheimen besuchen. Andere beteiligen sich an einer Smartphone-Sprechstunde für Senioren. Wieder andere gestalten mit Kindern aus einer Förderschule Kräuterkisten.
Besonders beeindruckend war für viele die Zusammenarbeit mit dem Warenkorb der Caritas in Warendorf: Ehrenamtlich Helfende verteilen hier an drei Tagen in der Woche gespendete Lebensmittel aus Supermärkten, Bäckereien oder Produktionsbetrieben an bedürftige Einwohner mit geringem Einkommen. Die Schülerinnen und Schüler haben nicht nur bei der Lebensmittelausgabe unterstützt, sondern auch mehrsprachige Schilder erstellt, um die Orientierung für Hilfesuchende zu erleichtern. Interviews mit Mitarbeitenden haben den Jugendlichen außerdem Einblicke in die soziale Arbeit gewährt und ihr Bewusstsein für soziale Themen geschärft. Als Projektabschluss ist hier ein kurzer Film entstanden, der anderen Mut machen soll, sich in diesem Bereich zu engagieren.
Zwischen Technik und Empathie – eine besondere Kombination
Für das Laurentianum als Gymnasium steht die Allgemeinbildung im Mittelpunkt. Als langjährige MINT-EC-Schule (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – Excellence Center) besteht ein herausragendes Angebot im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, welches bislang nur bedingt mit anderen Angeboten verzahnt werden konnte. Das ist mit dem Sozialen Lernen anders.
„Wir haben gemerkt, dass sich das wunderbar verbinden lässt“, sagt Herich. Ein Beispiel: Bei einem MINT-Projekt der Schule haben Schülerinnen und Schüler aus dem sozialen Lernen als Tutoren mitgewirkt und ihr Wissen an jüngere Schüler weitergegeben. „Das soziale Engagement läuft also nicht nur als Wahlpflichtfach, sondern wird aktiv mit den anderen Schwerpunkten der Schule verknüpft.”
Auch digitale Medien spielen eine große Rolle. Statt klassische Referate zu halten, erstellen die Schüler Podcasts, Social-Media-Beiträge oder Filme als Projektberichte. „Die Jugendlichen sind in dieser Welt zu Hause – warum also nicht die Medien nutzen, um soziale Arbeit sichtbar zu machen?“, erklärt Taugs.
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Langfristige Wirkung – und erste Erfolge
Das Projekt ist noch jung, doch die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. „Einige Schülerinnen und Schüler bleiben auch nach Abschluss des Projekts in den Einrichtungen aktiv“, berichten die Initiatorinnen. Ein Schüler, der in der Smartphone-Sprechstunde für Senioren mitgearbeitet hat, will sich dort nun regelmäßig engagieren.
Auch die sozialen Einrichtungen sind begeistert. „Viele sind offen auf uns zugekommen und haben gefragt, ob wir nicht noch mehr machen können. Das Interesse ist groß – sowohl von Seiten der Schüler als auch der Partnerorganisationen.”
Und es gibt noch eine weitere Entwicklung: Die Idee des sozialen Lernens breitet sich an der Schule aus. In der 8. Klasse gibt es mittlerweile das Projekt „Einfach machen“, bei dem alle Schülerinnen und Schüler eine persönliche Herausforderung wählen – sei es ein sportliches Ziel, die Präsentation eines besonderen Talents oder ein eigenes soziales Engagement. „Wir wollen den Jugendlichen zeigen, dass sie Dinge bewegen können“, erklärt Ulla Herich.
Nominierung für den Engagementpreis NRW 2025 und Übertragbarkeit
Dass das Projekt für den Engagementpreis NRW 2025 nominiert wurde, ist für alle Beteiligten eine große Ehre. „Wir freuen uns riesig darüber“, sagt Verena Taugs. „Es zeigt, dass das, was wir hier machen, auch über die Schule hinaus wahrgenommen wird.“
Mit dem Preisgeld für die Nominierung in Höhe von 1.000 Euro soll das Projekt weiter ausgebaut werden. Und wenn es gelingt, mit dem Engagementpreis NRW 2025 ausgezeichnet zu werden und damit verbunden 5.000 Euro Preisgeld zu gewinnen? „Dann könnten wir bessere Technik für die Filmprojekte anschaffen, weitere Workshops organisieren und so noch viel mehr Schüler erreichen, um noch mehr soziale Einrichtungen zu unterstützen."
Fest steht: Das Projekt „SoziaL – Aktiv – Unterwegs“ ist mehr als nur ein Schulprojekt. Es verändert Perspektiven. Es zeigt Jugendlichen, dass sie etwas bewirken können. Und es bringt Menschen zusammen, die sich sonst vielleicht nie begegnet wären.
„Es ist eine Win-Win-Situation für alle” schließt Verena Taugs ab, “für die Schüler, für die Einrichtungen und für die Gesellschaft.” Und sie hofft, dass das Projekt noch viele weitere Kreise ziehen wird.
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