Barrierefreiheit im Ehrenamt

Barrierefreiheit im Ehrenamt

Ihr seid in einem Verein engagiert – habt vielleicht sogar ein Amt inne? Seit einiger Zeit denkt ihr darüber nach, wie ihr euren Verein inklusiver gestalten könnt? Vielleicht auch, um Menschen, die durch Barrieren beeinträchtigt werden, als Engagierte für eure Sache zu gewinnen? | Letzte Aktualisierung: 11.06.2025

Das möchten wir unterstützen. Deshalb findet ihr auf dieser Themenseite Informationen und Hinweise dazu, wie euer Verein inklusiver wird. 

Was genau „Barrierefreiheit“ bedeutet, regelt das Behindertengleichstellungsgesetz. Das Gesetz macht deutlich: Barrierefreiheit ist eine Grundvoraussetzung für die umfassende Teilhabe aller Menschen am Leben in der Gesellschaft – und somit auch im Bereich des bürgerschaftlichen Engagements. 

Das bedeutet: Barrierefreiheit ist das Instrument, das dafür sorgt, dass unsere Gesellschaft inklusiver wird – und damit eben auch unsere Initiativen, Vereine und weiteren zivilgesellschaftlichen Zusammenschlüsse.

Zum einen beinhaltet Barrierefreiheit mehr als bauliche Maßnahmen: Zur Barrierefreiheit zählen auch eine verständliche Kommunikation, eine inklusive Haltung und die Einbindung aller Mitglieder in Entscheidungsprozesse. Und andererseits betrifft Barrierefreiheit nicht nur Menschen mit Behinderungen: Auch Menschen ohne Behinderungen können von Barrieren benachteiligt werden, zum Beispiel aufgrund ihres Alters oder ihrer Gesundheit.

Sowohl Menschen, die durch gesellschaftliche Barrieren benachteiligt werden, als auch unsere Gesellschaft als Ganzes profitieren von einem inklusiven Miteinander. Und nicht nur das: Als Gesellschaft tragen wir gemeinsam die Verantwortung dafür, dass barrierefreie Strukturen geschaffen werden, damit alle Menschen am gesellschaftlichen Miteinander teilhaben können. 

Wir selbst können in zahlreichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens aktiv mitgestalten und dafür sorgen, dass alle Menschen sich von Anfang an zugehörig fühlen – dazu zählt auch das Ehrenamt: Die Arbeit in Initiativen, Vereinen und weiteren zivilgesellschaftlichen Zusammenschlüssen kann barrierearm sein. 

Warum es für euren Verein so wichtig ist, sich barrierefreier aufzustellen, liegt nicht nur daran, dass Inklusion eine gesellschaftliche Verantwortung ist, sondern hat zahlreiche Gründe. Im Folgenden findet ihr eine Auswahl: 

1. Mitgliedergewinnung und Vereinswachstum

Das Ehrenamt und die Vereinswelt befinden sich in einem Wandel. Das führt dazu, dass immer weniger Menschen sich für ein festes Amt in einem Verein interessieren. Damit der Fortbestand eures Vereins garantiert wird, ist es wichtig, dass die Engagierten eurem Verein erhalten bleiben und euer Verein gleichzeitig neue Mitglieder gewinnt. Hier lohnt es sich also so viele Bevölkerungsgruppen wie möglich anzusprechen und als Engagierte für den eigenen Verein zu gewinnen – auch jene, die durch gesellschaftliche Barrieren Benachteiligungen erfahren und erst durch barrierearme Strukturen teilhaben können.

2. Neue Perspektiven

Menschen, die Benachteiligung erfahren, bringen neue Perspektiven mit in den Verein. Das liegt daran, dass sie durch ihre eigenen Lebenserfahrungen und Bedürfnisse den Blick erweitern. Das ist sicherlich hinsichtlich des Themas Inklusion der Fall, gilt aber grundsätzlich auch bei allen anderen Themen: Die Zusammenarbeit auf Basis vieler verschiedener Perspektiven fördert die Kreativität, die Offenheit und ein besseres Verständnis füreinander.

3. Attraktivität für Partner, Sponsoren und Öffentlichkeit

Initiativen, Vereine und Co, die sich entschieden haben, ihren Alltag barrierefreier umzusetzen, gehen als vorbildliches Beispiel der Inklusion voran und leisten einen wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft. Das macht sie attraktiver für potenzielle Partner, Sponsoren und die Öffentlichkeit. Solltet ihr euch als Organisation auf den Weg begeben, barriereärmere Strukturen aufzubauen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass ihr sichtbarer werdet und weitere Akteure auf eure Arbeit aufmerksam werden. Das wiederum birgt Potenzial dafür, eure Organisationsziele gemeinsam mit Partnern und Sponsoren zu erreichen. 

Um Barrierefreiheit im Ehrenamt zu erreichen, müssen bestehende Barrieren reduziert werden. Dazu muss zunächst geschaut werden, wo diese Barrieren bestehen. Das kann an ganz unterschiedlichen Stellen sein. Daher ist es sinnvoll, die grundlegenden Prinzipien der Barrierefreiheit zu beachten und euch die folgenden Fragen zu stellen:

1. Sind bei euch im Verein alle Bereiche, die ihr gehend erreicht, auch rollend erreichbar? (Fuß-Rad-Prinzip)

2. Sind alle Informationen, die ihr im Verein und nach außen teilt, so aufbereitet, dass mindestens zwei der drei Sinne (Sehen, Hören, Tasten) angesprochen werden? (Zwei-Sinne-Prinzip)

3. Richten sich eure digitalen Inhalte nach den vier Grundprinzipien (Wahrnehmbarkeit, Bedienbarkeit, Verständlichkeit und Robustheit) und sind sie somit für alle Menschen zugänglich? 

Es gibt viele Möglichkeiten erste Erfolge auf dem Weg zu mehr Barrierefreiheit zu erzielen. Im Folgenden geben wir euch ein paar Tipps an die Hand, wie ihr beginnen könnt und dabei motiviert bleibt:

1. Alle mit ins Boot holen

Wer wirklich etwas verändern möchte in seiner Organisation, der muss seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter für sein Anliegen begeistern. Das gilt auch in Bezug auf das Thema Barrierefreiheit. Denn: Eine offene, inklusive Haltung aller Mitglieder sowie deren Verständnis für das Thema sind die Grundlage für die konsequente Umsetzung des Vorhabens. Das liegt unter anderem daran, dass sich nur die Menschen für das Thema begeistern lassen und aktiv werden, die auch den Bedarf erkannt haben.

2. Das Rad nicht neu erfinden

Ihr müsst das Rad nicht neu erfinden, um Barrierefreiheit erfolgreich umzusetzen. Bereits bestehende Ansätze von anderen zivilgesellschaftlichen Zusammenschlüssen könnten auch für eure Organisation interessant sein. Schaut doch mal bei den Aufzeichnungen unserer Themenreihe „Engagiert für Barrierefreiheit“ vorbei. Hier stellen sich einige Initiativen und Vereine vor und berichten von ihrem Weg in Richtung Barrierefreiheit. 

3. „Kleinvieh macht auch Mist“

Der Weg in Richtung Barrierefreiheit ist ein langer Weg – das gilt für alle Bereiche des gesellschaftlichen Miteinanders. Und gleichzeitig ist auch der kleinste Schritt ein Schritt in die richtige Richtung. Deshalb sind alle Maßnahmen, ganz gleich, ob groß oder klein, hilfreich, um die Barrieren für Menschen, die beeinträchtigt werden, zu reduzieren. Einen großen Meilenstein habt ihr schon erreicht: Ihr seid dafür sensibilisiert, dass Barrierefreiheit auch für eure Organisation ein relevantes Thema ist.

Ab dem 28. Juni 2025 müssen viele digitale Angebote barrierefrei sein. Das regelt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz. Ob die neuen Regelungen auch auf die Angebote eures Vereins zutreffen, solltet ihr am besten zeitnah in Erfahrung bringen. Helfen können euch dabei die folgenden Angebote:

Ein Erklärvideo zum Barrierefreiheitsstärkungsgesetz stellt die Bundesfachstelle Barrierefreiheit zur Verfügung. In dem Video wird das Gesetz kurz vorgestellt und seine Inhalte erklärt.

Eine umfangreiche Übersicht zum Barrierefreiheitsstärkungsgesetz bietet der Deutsche Olympische Sportbund e.V. (DOSB). Die Übersicht adressiert Sportvereine, gleichwohl gelten die dort hinterlegten Informationen auch für weitere Initiativen, Vereine und Co. Schaut also unbedingt vorbei!

WIE KÖNNEN BARRIEREN IM VEREIN REDUZIERT WERDEN? Ausgewählte Angebote zum Thema

Das Wissen dazu, wie Barrieren reduziert werden können, haben sich in den vergangenen Jahren zahlreiche Akteure angeeignet. Sie stellen ihre wertvolle Expertise auch der Engagementlandschaft in verschiedensten Angeboten zur Verfügung. Im Folgenden findet ihr eine Auswahl dieser Angebote.