Kreativ in Richtung Klimaneutralität – dahin steuert der „Aufbruch am Arrenberg e.V.“
Engagement des Monats November 2024
Im Westen Wuppertals liegt ein Wohnquartier, das Großes vorhat: Der Arrenberg will „Das erste klimaneutrale Quartier bis 2030“ werden. Mit vielen kreativen Projekten gestalten die Bürgerinnen und Bürger ihre Umgebung nachhaltig, fördern den sozialen Zusammenhalt und senken dabei Schritt für Schritt die CO2-Bilanz. Treibende Kraft hinter diesem ambitionierten Projekt ist der Verein „Aufbruch am Arrenberg e.V.“.
Es ist ein sonniger Samstagnachmittag. Der Duft von frischem Essen durchzieht die Straßen von Arrenberg. Es ist wieder „Restaurant Day“. An diesem Tag öffnen Privatleute ihre Wohnungen, Gärten, Garagen und Hinterhöfe und verwandeln sie in improvisierte Cafés und Restaurants. Die Idee dahinter ist einfach: Jeder kann für einen Tag Gastgeber sein und selbstgekochte Speisen anbieten. Dieses Mal haben Menschen an 18 verschiedenen Stationen im Viertel gekocht und ihre Türen für die Nachbarschaft geöffnet. Viele Familien, darunter auch eritreische Nachbarn, die türkische Community und Menschen verschiedenster Berufe, haben groß aufgefahren, andere haben einfach ein paar Bockwürstchen im Brötchen serviert – alles ist erlaubt, im Fokus steht der Austausch und der Abbau von Barrieren im Quartier und darüber hinaus. „Die intensive Begegnung und die Möglichkeit, mit wildfremden Leuten ins Gespräch zu kommen und sich kennenzulernen, machen den Restaurant Day zu einer besonderen Erfahrung“, erzählt Ulrich Christenn, Vorstandsmitglied im Verein „Aufbruch am Arrenberg e.V.“.
Rund 220 Mitglieder zählt der Verein, der 2008 gegründet wurde, als es kaum Projekte und Aktionen im Quartier gab. Heute ist der Arrenberg ein Vorbild für Nachhaltigkeit und
sozialen Zusammenhalt. Die Motivation des Vereins: „Gutes Klima fängt beim Essen an!“ Gefördert wird alles, was gut ist für das Miteinander-Klima in der Nachbarschaft und was auch das weltweite Klima schützt. So werden Nachbarinnen und Nachbarn unterstützt, um die Idee zum nachhaltigen Zusammenleben im Quartier Wirklichkeit werden zu lassen. Die
Finanzierung erfolgt über Mitgliedsbeiträge, Spenden und Fördergelder. Wichtig ist auch
die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Initiativen in Wuppertal. So hat der
Verein beispielsweise zusammen mit anderen Organisationen für eine Revision des Denkmalschutzgesetzes in Nordrhein-Westfalen gekämpft, um den Einsatz von Solaranlagen auf denkmalgeschützten Gebäuden zu ermöglichen.
Engagement des Monats November 2024
„Ein Großteil der Klimaeffekte passiert durch Ernährung“, erklärt Christenn. Mit kreativen Ideen und viel Engagement bringen die Bewohner das Thema Nachhaltigkeit auf den Tisch. Bei der Veranstaltung „Der Geschmack meiner Kindheit“ oder bei klimafreundlichen Kochkursen treffen sich Nachbarn zum gemeinsamen Kochen und Essen. „Früher haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Aktionen viel Plastik verwendet, jetzt achten die meisten auf Mehrwegprodukte“, sagt Christenn – und das ohne erhobenen Zeigefinger.
Anfangs diskutierten die Vereinsmitglieder, ob man den Leuten sagen solle, sie sollen regional, bio und fleischlos einkaufen. Der Verein entschied sich dagegen. Stattdessen wollten sie das Thema vielseitig unter die Leute bringen. „Mit konkreten Projekten und Initiativen wollen wir zeigen, was alles möglich ist, um nachhaltig und klimafreundlich in einem Quartier zu leben.“ So hat der Verein ein Bio-Eier-Abo initiiert oder organisiert mehrmals im Jahr eine Gemeinschaftsbestellung von fair produziertem Olivenöl. Und um Abfall beim „Restaurant Day“ zu sparen, hat der Verein Geschirr gesammelt und Becher produziert, die ausgeliehen werden können. „Wir haben sogar Sammeltassen, die wir verleihen, weil eine Durchschnittsfamilie für den Restaurant Day nicht genug Geschirr hat,” erzählt Christenn.
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Das Lebensmittelretter-Projekt ist ein weiteres Herzstück des „Essbaren Arrenbergs“. Ein 24/7 zugänglicher Außenkühlschrank, der „Food Safe“, ermöglicht es, Lebensmittel zu deponieren oder zu entnehmen. Fingerfood von einer gestrigen Party, Reste vom Mittagessen oder Lebensmittel, die vor dem Urlaub nicht mehr aufgebraucht wurden, finden hier Platz und Verwendung im Quartier.
Seit drei Jahren züchtet der Verein außerdem im Rahmen eines Forschungsprojekts Salat in einem Container, der mit künstlichem Licht und minimalem Wasserverbrauch optimale Bedingungen schafft. Bis zu 1000 Salatköpfe pro Woche entstehen hier. Die Salatproduktion im Container ist nicht nur ein Experiment, sondern auch ein Modell für die Zukunft. „Wir überlegen, ob man solche Container auf Parkhäusern oder leerstehenden Kaufhäusern betreiben kann“, erklärt Christenn. „Es geht darum, neue Wege zu finden, um unsere Ernährung nachhaltiger zu gestalten. “
Neben den Themen rund um Ernährung setzt sich der Verein auch für eine nachhaltige Energiegewinnung und Mobilität ein. Mit einer „Energie-Wetter-Ampel“ können die Arrenberger nachhaltige Energiequellen besser nutzen. Das Ampelsystem zeigt an, wann viel Ökostrom im Netz ist, und motiviert die Bewohner, zum Beispiel die Waschmaschine am Tag bei Sonnenschein anzustellen statt in der Nacht, um ihre Stromnutzung entsprechend anzupassen. Ein Lastenrad kann rund um die Uhr kostenlos ausgeliehen werden. Jeder im Viertel kann eigene Projekte auf die Beine stellen und bekommt dabei Unterstützung des Vereins, darunter fallen zum Beispiel Repair Cafés oder Kleidertauschbörsen.
Dass der Verein die Klimaneutralität in Arrenberg nicht allein in die Hand nehmen kann, ist den Mitgliedern bewusst – vielmehr soll es eine Motivation sein, sich für Nachhaltigkeit zu engagieren und kreative Projekte für Klimaschutz im Viertel umzusetzen, um der Klimaneutralität Schritt für Schritt näherzukommen.
Über die Nominierung für den Engagementpreis NRW 2024 habe sich der Verein „Aufbruch am Arrenberg e.V.“ sehr gefreut, sagt Christenn. „Für uns ist es eine große Wertschätzung für das, was wir tun.“
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