Kirche findet Stadt: Ein Quartiersprojekt belebt den Stadtteil

Engagierte unterhalten sich vor dem Stadtteilladen Scholven

Kirche findet Stadt: Ein Quartiersprojekt belebt den Stadtteil

Engagement des Monats Februar 2018

Engagementpreis NRW | Im Gelsenkirchener Stadtteil Scholven werden die Themen und Ideen der Bürgerinnen und Bürger groß geschrieben. Dort ist ein ehemals leerstehendes Ladenlokal zu einer rege genutzten Anlaufstelle für Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers avanciert. Vor Ort finden sie vielfältige Unterstützung im Alltag und werden gleichzeitig ermutigt, die Lebensbedingungen in ihrem Viertel aktiv zu gestalten und Veränderungen anzugehen.
Der am Rande Gelsenkirchens gelegene Stadtteil Scholven ist ein Viertel im Umbruch. Ursprünglich bäuerlich geprägt, war der nördlichste der fünf Gelsenkirchener Stadtbezirke seit Beginn der Kohleförderung im Jahr 1910 für fast hundert Jahre Bergbaustandort. Heute kämpfen manche der etwa 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner des Stadtteils zwischen Kraftwerk, Zechensiedlung und Autobahn wie an vielen anderen Orten im Revier mit den Folgen des Strukturwandels.
Als Axel Büttner, Diakon der katholischen Kirchengemeinde St. Josef, vor beinahe zehn Jahren seinen seelsorgerischen Dienst in Scholven antrat, hat er sich schnell die Frage gestellt, wie seine Kirche den vielfältigen Problemlagen im Norden des Stadtteils begegnen und den Menschen im Quartier außerhalb der Glaubensgemeinschaft dienen könne. Zugleich wollte er die soziale Infrastruktur der Nachbarschaft durch eine größere Teilhabe der Bewohnerinnen und Bewohner stärken. Die Aufgabengebiete waren bereits damals klar zu erkennen und haben bis heute kaum an Relevanz verloren: demografische Entwicklung und generationengerechtes Leben, Armut und Benachteiligung, Inklusion und Solidarität, Migration und Integration. Vor diesem Hintergrund wurde schließlich im Jahr 2014 das Quartiersprojekt Scholven ins Leben gerufen, das zugleich ein Pionierstandort im bundesweiten ökumenischen Kooperationsprojekt »Kirche findet Stadt« ist. Mit dem Programm wollen die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland aufzeigen, wie durch das zivilgesellschaftliche Engagement der Kirchen Stadtteilentwicklung gelingen kann. Ein wesentliches Merkmal des Programms ist die Um- und Neunutzung vorhandener Orte im Quartier, die durch die Aktivitäten des Quartiersmanagement mit neuen Nutzergruppen und in Kooperation mit unterschiedlichen Akteursgruppen im Stadtteil bespielt werden sollen.   

Christina Fornefeld leitet im Auftrag der Caritas das Scholvener Projekt. Sie erläutert im Gespräch den sozialraumorientierten Ansatz ihrer Arbeit: »Das Projekt soll unter dem Motto ›Hilfe zur Selbsthilfe‹ zum einen die Menschen darin unterstützen, ihren Alltag selbstbestimmt zu gestalten und sich für Veränderungen im Stadtteil einzusetzen, zum anderen sollen Netzwerke aufgebaut werden, um die Zusammenarbeit innerhalb des Stadtteils zu fördern. Dabei arbeiten wir für und mit allen Menschen im Stadtteil, um ein gutes Zusammenleben aller Bewohner/innen zu ermöglichen«. Für die Lebensqualität eines Stadtteils sei es wichtig, »die unterschiedlichen Lebenswelten der Akteure im Interesse der Menschen zusammen zu bringen«. In Scholven sei es so gelungen, einen »Aktivierungsprozess« in die Wege zu leiten, der bereits zu spürbaren Verbesserungen im Stadtteil geführt habe.

Mit dazu beigetragen hat auch der Scholvener Stadtteilladen, der 2016 in einem ehemals leerstehenden Ladenlokal eröffnet worden ist. Der Laden ist ein »offener Treffpunkt«, der »Begegnung und Austausch zwischen allen Bevölkerungsgruppen ermöglicht und fördert«, sagt Frau Fornefeld, außerdem sei er mittlerweile die »zentrale Anlaufstelle« vor Ort, an dem die Mitarbeiterinnen des Projektes Fragen rund um das Leben in Scholven beantworten, Kontakte vermitteln sowie Ideen und Anregungen für den Stadtteil aufgreifen. © Quartiersprojekt Scholven Im Projekt komme gerade der Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren »eine hohe Bedeutung zu«, führt Frau Fornefeld weiter aus und verweist auf bestehende Kooperationen mit der örtlichen Grundschule oder dem Jugendzentrum. Ein weiteres Beispiel für gelingende Vernetzung im Stadtteil sei auch ein Runder Tisch, dessen Mitglieder sich aktiv für die Integration der in Scholven untergebrachten Flüchtlinge engagieren. Überhaupt spiele das bürgerschaftliche Engagement im Stadtteil eine große Rolle, betont Frau Fornefeld, dieses Engagement zu fördern, sei eine weitere Kernaufgabe ihrer Quartiersarbeit.  

Was die weitere Zukunft des Quartiersprojekts anbetrifft, ist Frau Fornefeld optimistisch: die finanziellen Rahmenbedingungen seien bis Ende 2018 gesichert, bis dahin werde das Projekt aus dem Innovationsfonds des Caritasverbandes für das Bistum Essen gefördert. Der Stadtteilladen soll sich nach 2018 mithilfe eines Fördervereins finanzieren, der »in naher Zukunft« gemeinsam mit Bewohner/innen und Akteuren aus dem Stadtteil gegründet werde. Keine schlechten Aussichten also, damit das Scholvener Projekt nachhaltig erfolgreich sein kann.

Kontakt und Ansprechpartnerin
Christina Fornefeld
Stadtteilladen Gelsenkirchen
Im Brömm 13
45896 Gelsenkirchen
Tel: (02 09) 88 06 67 44
E-Mail: christina.fornefeld [at] caritas-gelsenkirchen.de (Christina[dot]Fornefeld[at]caritas-gelsenkirchen[dot]de)
Web: https://www.caritas-gelsenkirchen.de/vorort/quartiersprojekt-scholven/quartiersprojekt-scholven