Karriere mit Kick – wie die Sportjugend NRW junge Menschen zu Führungskräften macht

Eine fröhliche Gruppe von jungen Erwachsenen steht in einer Sporthalle hinter einem übergroßen, bunten Gymnastikball. Alle tragen farbige Sportleibchen, winken in die Kamera und wirken ausgelassen und sportlich aktiv.

Karriere mit Kick – wie die Sportjugend NRW junge Menschen zu Führungskräften macht

Ein Gruppenfoto, aufgenommen auf einem der letzten Seminare: 20 junge Erwachsene lachen in die Kamera. Sie kommen aus ganz NRW, tragen Sportjacken und Hoodies ihrer Vereine. Was sie verbindet: Sie alle haben sich entschieden, mehr zu wollen – mehr als Training, mehr als Mitmachen. Sie wollen gestalten. Und dafür durchlaufen sie ein intensives Programm, das ihnen zeigt, wie man Verantwortung übernimmt, andere mitzieht und den Sport in Nordrhein-Westfalen mitprägt. Ihr Weg beginnt bei der Sportjugend im Landessportbund NRW – mit dem Projekt „Talente von heute – Führungskräfte von morgen!“.

Ein Verband, viele Möglichkeiten

Die Sportjugend NRW ist der Jugendverband des Landessportbundes und damit das Dach für all jene, die sich im Kinder- und Jugendsport engagieren. Vor Ort passiert die eigentliche Arbeit – in den mehr als 17.000 Sportvereinen des Landes. Doch die Sportjugend sorgt dafür, dass die Basis unterstützt wird: Sie entwickelt Konzepte, qualifiziert junge Ehrenamtliche und vertritt die Interessen der Jugend in der Sportpolitik.

Vorsitzender Jens Wortmann erklärt: „Wir machen politische Interessenvertretung und Serviceangebote – von Fördermittelmanagement bis zu Freiwilligendiensten im Sport.“ Besonders wichtig ist dem Verband die gezielte Nachwuchsförderung im Ehrenamt. Und genau hier setzt das Projekt an, mit dem die Sportjugend NRW jetzt für den Engagementpreis NRW 2025 nominiert ist.

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Video - Engagement des Monats Juli 2025

01:31 Minuten

Vom Ehrenamt zum Ehrenamt mit Verantwortung

„Talente von heute – Führungskräfte von morgen!“ ist eine Ausbildung für junge Menschen zwischen 16 und 26 Jahren, die bereits erste Verantwortung übernommen haben oder genau das tun wollen. Über ein Jahr hinweg durchlaufen sie eine umfassende Qualifikation, die ihnen zeigt, wie moderne Vereinsführung funktioniert – inhaltlich, methodisch und persönlich.

Das Fundament bildet eine anerkannte Ausbildung zum Vereinsmanager C – ein bundesweit standardisiertes Programm, das tief in alle Bereiche der Vereinsarbeit eintaucht. Von Finanzen über Öffentlichkeitsarbeit bis zu rechtlichen Fragen: „Das ist das komplette Einmaleins“, so Wortmann. Ergänzt wird das Curriculum durch zusätzliche Module wie Rhetorik, Auftreten, Netzwerkarbeit und Erlebnispädagogik. Auch Selbstlernphasen und Online-Seminare gehören zum Konzept – flexibel und zeitgemäß.

Nah dran an echter Führung

Ein besonderes Highlight ist das sogenannte Shadowing. Dabei begleiten die Teilnehmenden echte Führungspersönlichkeiten – nicht nur aus dem Sport. „Ich war damals bei der Vizepräsidentin des DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund), andere durften mit dem Geschäftsführer eines Profi-Clubs mitlaufen“, erzählt Wortmann, der selbst Teilnehmer des ersten Jahrgangs 2011 war. „Das sind Einblicke, die man sonst nie bekommt.“

Diese Kurzpraktika sind mehr als bloßes Zuschauen. Sie öffnen Türen, ermöglichen Gespräche auf Augenhöhe und zeigen: Auch junge Menschen können Großes bewegen – wenn man ihnen das Vertrauen gibt.

Eine Community fürs Leben

Seit dem Projektstart 2011 haben mehr als 100 junge Erwachsene teilgenommen. Die Erfolge sprechen für sich: Über die Hälfte ist heute in ehrenamtlichen oder hauptberuflichen Führungspositionen im Sport aktiv – als Jugendleiter, Vorstände oder Geschäftsführer. Einige haben sogar ihre Berufung gefunden und sind heute hauptamtlich im Sportbereich tätig.

Und viele bleiben dem Projekt auch nach Abschluss verbunden. Einige Alumni sind heute selbst Ausbilder, andere stehen als Mentoren zur Seite. Ein geplantes Alumni-Treffen zum 15-jährigen Bestehen soll diese Verbindung stärken – vielleicht finanziert durch das Preisgeld des Engagementpreises. „Das Netzwerk ist ein riesiger Schatz“, betont Wortmann. „Man hilft sich, man kennt sich. Das trägt.“

Qualität statt Masse

Pro Jahrgang werden rund 20 junge Menschen aufgenommen – aus über 40 bis 80 Bewerbungen. Die Auswahl erfolgt durch eine Jury. „Wir setzen bewusst auf kleine Gruppen“, sagt Wortmann. „Es geht um intensive Begleitung und individuelle Entwicklung. Das braucht Raum.“

Die Ausbildung findet an Wochenenden statt – teils in Präsenz, teils digital. Die Teilnehmenden zahlen 120 Euro, bekommen dafür aber ein umfangreiches Paket inklusive Unterkunft, Verpflegung und Materialien bei den Präsenz-Seminaren. Die Anreise zahlen sie selbst – der Rest wird durch die Sportjugend NRW finanziert.

Herausforderung: Dranbleiben und skalieren

Trotz der Erfolge bleibt die Weiterentwicklung ein Dauerthema. „Wir überarbeiten das Programm alle zwei bis drei Jahre“, erklärt Wortmann. Aktuell steht das Thema Digitalisierung auf der Liste. Auch die digitale Vermittlung wird ständig angepasst – aus der Pandemie hat man gelernt.

Eine Ausweitung der Plätze ist vorerst nicht geplant. „Wir bleiben bei 20 Teilnehmenden pro Jahrgang. Es geht uns nicht um Masse, sondern um Wirkung.“ Und diese Wirkung ist deutlich: Die Teilnehmenden werden zu Multiplikatoren. In ihren Vereinen und Verbänden geben sie das Gelernte weiter, entwickeln neue Ideen und stärken das Ehrenamt von innen heraus.

Was bleibt, ist Begeisterung

Auch persönliche Geschichten bleiben hängen. Wie die vom ersten Jahrgang, der in einem veganen Yoga-Hotel untergebracht war – und nachts Fastfood schmuggelte. Oder die von ehemaligen Teilnehmenden, die heute ihre eigenen Schützlinge im Projekt betreuen. „Die Menschen schreiben die Geschichten“, sagt Wortmann. „Und das sind viele kleine Erfolgserlebnisse, die das Ganze so besonders machen.“

Das Projekt „Talente von heute – Führungskräfte von morgen!“ zeigt, wie nachhaltige Nachwuchsförderung im Ehrenamt gelingt. Mit Herz, Struktur und klarer Vision. Es stärkt junge Menschen – und damit die Zukunft des Sports in NRW.

Die Nominierung für den Engagementpreis NRW 2025 ist für die Sportjugend NRW nicht nur eine Anerkennung, sondern auch ein Ansporn. „Wir freuen uns riesig“, sagt Wortmann. „Und wenn wir gewinnen, dann feiern wir das mit allen, die dieses Projekt zu dem gemacht haben, was es heute ist.“