Empowerment aus erster Hand: Wie inteGREATer e.V. Jugendliche mit Vorbildern stark macht

Empowerment aus erster Hand: Wie inteGREATer e.V. Jugendliche mit Vorbildern stark macht

Engagement des Monats Dezember 2025

Wenn sich Jugendliche und junge Erwachsene aus ganz NRW aufmachen, um Schülerinnen und Schülern ihre Geschichten zu erzählen, dann ist das mehr als ein Vortrag. Es ist ein Perspektivwechsel. Es ist Mut machen. Es ist der Beweis: Bildung kann gelingen – unabhängig von Herkunft oder sozialem Hintergrund. Der Verein inteGREATer e.V. zeigt, wie Vorbilder echte Veränderungen bewirken können. Und wie sie dabei selbst über sich hinauswachsen.

Die Jugendlichen sitzen aufrecht, neugierig. Es ist kein gewöhnlicher Schultag. Vor der Klasse stehen heute keine Lehrerinnen und Lehrer aus ihrer Schule, sondern vier junge Erwachsene, die nur wenige Jahre älter sind als sie selbst. Sie erzählen von ihren Wegen, von Hürden und vom Durchhalten. Eine Schülerin hebt die Hand und fragt: „Wie hast du das geschafft?“ – „Mit Unterstützung, mit Informationen. Und mit dem festen Glauben daran, dass ich das kann“, antwortet einer der Integreater. Es ist still im Raum. Dann beginnt ein intensives Gespräch.

Empowerment durch echte Geschichten

Hinter inteGREATer e.V. steht eine bundesweit aktive Initiative, die 2010 von jungen Menschen mit Migrationsbiografie gegründet wurde. Ihre gemeinsame Motivation: „Wir hatten niemanden, der uns gesagt hat, was möglich ist.“ Genau das wollen sie für andere ändern.

Was als kleine Gruppe begann, die Schulen besuchte, ist heute ein Netzwerk aus rund 150 Ehrenamtlichen an acht NRW-Standorten: Aachen, Bochum, Bonn, Bielefeld, Duisburg, Düsseldorf, Essen und Köln. In NRW finden jährlich über 100 Veranstaltungen statt. In Köln leitet Arian Abbasi das Team für Strategie, Partnerschaften und Künstliche Intelligenz – ein Bereich, der die Arbeit der Initiative mittlerweile entscheidend prägt.

„Unser Ziel ist es, die Bildungs- und Aufstiegschancen junger Menschen zu stärken – unabhängig davon, wo sie herkommen, wie viel Geld ihre Eltern haben oder ob sie zu Hause Unterstützung bekommen“, erklärt Abbasi, Mitglied der Regionalgruppe Köln und Leiter des bundesweiten KI-Teams.

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Engagement des Monats Dezember 2025

01:31 Minuten

Workshops auf Augenhöhe

Das Herzstück von inteGREATer e.V.: Workshops an Schulen. Zwei Schulstunden lang sind die Integreater – wie sich die Ehrenamtlichen nennen – ganz bei den Kids und Teens. Ohne Lehrende im Raum, mit viel Vertrauen, Nähe und Offenheit. Die jungen Vorbilder erzählen, wie sie ihren Weg gefunden haben. Oder ihn auch mal verlassen und neu gesucht haben. Denn: Lebenswege verlaufen selten gerade.

In kleinen Gruppen entstehen Gespräche, die lange nachwirken. Eine Stärke des Konzepts ist die Verbindung aus persönlichen Geschichten und konkreten Informationen. Welche Studiengänge gibt es? Was sind mögliche Ausbildungswege? Welche Herausforderungen gibt es – und wie geht man damit um?

Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Schülerinnen und Schüler mit Migrationsbiografien, die sich oft selbst in den Geschichten der Vortragenden wiederfinden. „Wir wollen zeigen: Du bist nicht allein mit deinen Fragen. Und es gibt Wege, die zu dir passen“, so Abbasi.

Mehr als nur Schulbesuch – ein wachsendes Netzwerk

Was einst mit Schulbesuchen begann, ist heute ein vielschichtiges Projekt: InteGREATer e.V. organisiert Bewerbungstrainings, Berufsorientierungstage, Hackathons zu künstlicher Intelligenz und sogenannte Consultathons, bei denen Jugendlichen selbst in die Rolle von Mitarbeitenden in Unternehmensberatungen schlüpfen und Lösungen für reale Probleme entwickeln.

Möglich wird das durch starke Kooperationen mit Unternehmen wie Accenture, Microsoft oder L’Oréal. So fanden bereits dreitägige Programmier-Workshops im Microsoft-Büro statt – für die Jugendlichen ein Erlebnis, das sonst kaum zugänglich wäre. „Ich hätte als Kind davon geträumt, mal in so einem Unternehmen zu sein“, sagt Abbasi.

Gleichzeitig entstehen durch diese Zusammenarbeit Workshops zu Themen, die im Schulunterricht oft zu kurz kommen: Zukunftskompetenzen, KI-Verständnis, Soft Skills und Präsentationstrainings.

Ein Verein mit Kreislaufwirkung

Was inteGREATer e.V. besonders macht: Viele der Jugendlichen, die an Workshops teilgenommen haben, kommen Jahre später wieder – als neue Mitglieder. Sie wurden inspiriert, motiviert – und wollen nun selbst Vorbild sein. „Wir haben immer wieder Fälle, wo ehemalige Schülerinnen und Schüler sagen: Ich war mal in einem Workshop von euch. Jetzt studiere ich und möchte mich engagieren“, berichtet Abbasi.

Dieser Kreislauf sichert nicht nur den Nachwuchs im Ehrenamt, sondern verstärkt die Wirkung: Die Geschichten, die erzählt werden, bleiben aktuell, authentisch und nahbar.

Digitalisierung und Mentoring als nächste Schritte

Während die Präsenz-Workshops das Herzstück bleiben, arbeitet das Team mit Hochdruck an neuen Formaten. Vor allem der Aufbau eines Mentoring-Programms steht im Fokus. Dabei sollen Jugendliche über einen längeren Zeitraum begleitet werden – idealerweise über zwei Jahre hinweg.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist der digitale Ausbau. „Nicht jedes Kind kann an einem Workshop teilnehmen. Wir wollen daher auch online Materialien, Videos und Kontakte bereitstellen – damit niemand durchs Raster fällt“, erklärt Abbasi. Die Hoffnung: Angebote wie ein digitales Mentoring, Videos oder Ratgeber auf Social Media können künftig auch Jugendliche in kleineren Städten oder ländlichen Regionen erreichen.

Ein Ort für alle

Obwohl die meisten Ehrenamtlichen aus dem studentischen Umfeld kommen, ist der Verein für alle offen. „Wir freuen uns auch über ältere Menschen. Ihre Lebenserfahrung ist unglaublich wertvoll“, betont Abbasi. Jeder, der sich engagieren will – sei es mit Zeit, Ideen oder einer Spende – ist willkommen.

Denn es geht nicht nur um Information. Es geht um Verbindung. Um Begegnung. Und darum, dass eine Erzählung das Leben eines jungen Menschen verändern kann.

Was die Nominierung bedeutet

Die Nominierung für den Engagementpreis NRW 2025 ist für inteGREATer e.V. mehr als eine Auszeichnung. Sie ist Anerkennung für die vielen Stunden ehrenamtlicher Arbeit – und Rückenwind für neue Ideen. Die 1.000 Euro Nominierungsgeld sollen direkt in die Umsetzung neuer Bildungsangebote fließen.