Nachhaltigkeit in Bochum-Dahlhausen: Wenn Pflanzen wiederaufblühen

Nachhaltigkeit in Bochum-Dahlhausen: Wenn Pflanzen wiederaufblühen

Engagement des Monats Juli 2024

Bochum-Dahlhausen erblüht: Ein Verein rettet Pflanzen vor dem Müll und pflanzt sie in der Nachbarschaft ein. Es ist nur eins von zahlreichen Projekten, das die Initiative für Nachbarschaft und Nachhaltigkeit Bochum-Dahlhausen e.V. in dem Stadtteil umsetzt und wie sie die Dahlhauser Bürgerinnen und Bürger für Klimaschutz begeistert. 

Wer durch die Straßen von Bochum-Dahlhausen schlendert, entdeckt an vielen Ecken statt tristem Grau viele grüne Pflanzen – die beinahe im Müll gelandet wären. Ganz unter dem Motto „Dahl’sen blüht auf” hat die Initiative für Nachbarschaft und Nachhaltigkeit Bochum-Dahlhausen e.V. (IfNuN) einen kreativen Ansatz für das Problem der Pflanzenüberproduktion und Ressourcenverschwendung gefunden und motiviert nebenbei viele Bürgerinnen und Bürger, sich für Klimaschutz und eine grünere Nachbarschaft zu engagieren. 

Innerhalb eines Jahres retteten die Projektbeteiligten bereits über 500 Pflanzen aus einem örtlichen Supermarkt. So funktioniert das Projekt: Der Supermarkt gibt die Pflanzen, die nicht mehr verkauft werden können, an die IfNuN ab. „Wir päppeln sie auf und pflanzen sie aus”, sagt Birgit Diermann, 1. Vorsitzende des Vereins. Diese Pflanzen erhalten durch das Engagement der Vereinsmitglieder und freiwilligen Helferinnen und Helfer ein neues Zuhause im öffentlichen Raum. Sie verschönern die Umgebung und verbessern das städtische Klima. 

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Engagement des Monats Juli 2024: Initiative für Nachbarschaft und Nachhaltigkeit Bochum-Dahlhausen e.V.

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Nicht jede Pflanze blüht erneut auf. Die unrettbaren Pflanzen werden kompostiert und ihre Erde wiederverwendet. „Jede weggeworfene Pflanze und ihre Verpackung verbraucht Energie, Wasser, Biomasse und viele andere Rohstoffe – von der Aufzucht bis zum Verkauf", erklärt der 2. Vorsitzende Jürgen Ivo. Deshalb gehen auch die Blumentöpfe zurück in die Gärtnereien oder werden alternativ wiederverwendet – zum Beispiel zum Aufpäppeln von Pflanzen. Es ist ein durchdachtes Konzept nachhaltigen Handels: von der Wiederbelebung erhaltbarer Pflanzen über das Sammeln und Wiederverwenden der Blumentöpfe bis hin zur Kompostierung toter Pflanzen. In Zukunft plant die IfNuN, weitere Geschäfte einzubeziehen, um noch mehr Pflanzen ein neues Zuhause zu schenken.

Neben dem Projekt „Dahl’sen blüht auf” stellt der Verein heute so einiges auf die Beine. Eines der vielen Highlights ist der „Wunsch-Punsch-Markt", eine vorweihnachtliche Veranstaltung, die Bewusstsein für nachhaltigen Konsum schafft. Im historischen Bahnhof von Dahlhausen können Besucherinnen und Besucher alte Weihnachtsdekoration loswerden und mit anderen tauschen, dazu gibt es ein Mitsingkonzert und ein Abendessen. Neben den zahlreich laufenden Projekten organisiert der Verein auch Veranstaltungen und Workshops zu Themen wie Müllvermeidung, Solarenergie, nachhaltiger Mobilität und vieles mehr.

Entstanden ist die Initiative 2020 aus einem Nachbarschafts- und Freundeskreis, die die Gemeinschaft in Dahlhausen fördern und sich für einen grünen Stadtteil einsetzen wollten. Das erste große Ziel: Einen unkonventionellen Treffpunkt im Zentrum von Dahlhausen schaffen. „Hier wollten wir mit engagierten Menschen aus Dahlhausen und Umgebung kostenlose und offene Angebote zu Nachbarschaft und Nachhaltigkeit entwickeln und anbieten.” Trotz Rückschlägen, wie abgelehnten Förderanträgen und den Herausforderungen der COVID-19-Pandemie, ließ sich die Initiative nicht entmutigen und setzte erstmal ohne einen Treffpunkt immer mehr Ideen um. Bis 2023 der FREIRAUM Dahlhausen eröffnete und es nun offiziell ein Wohnzimmer für die Aktivitäten des Vereins gibt. Dieser Ort ist das Herz der IfNuN. „Es ist ein Ort für zahlreiche Angebote und Aktionen, zum Geben und Nehmen, Ausprobieren und Mitmachen”, sagt Jürgen Ivo. Jeder kann hier eigene Projekte ins Leben rufen, sich austauschen und das Miteinander erleben. Wer eine Idee hat, kann sie hier umsetzen und wird dabei unterstützt. Ob Sprachkurse, Meditationseinheiten, Spieletreffen oder Kochabende – für all das bietet der FREIRAUM ein (nachhaltiges) Zuhause. 

Langfristig möchten Birgit Diermann und Jürgen Ivo die Projekte ausweiten und noch mehr Menschen für nachhaltiges Handeln begeistern. Mittlerweile hat der Verein bereits mehr als 50 Mitglieder. Ob Vereinsmitglied oder nicht – für die Vorsitzenden ist wichtig, dass jeder hier einen Beitrag leisten kann, unabhängig von seinen Fähigkeiten oder Interessen. 

Zuletzt durfte sich die IfNuN über einen Klimaschutzpreis freuen, der die besten Ideen für nachhaltige Nachbarschaft ehrt. Auch die Nominierung für den Engagementpreis NRW 2024 sei nicht nur eine große Ehre für die IfNuN, sondern auch die Chance, ihre Botschaft weiterzuverbreiten. „Es zeigt, dass unsere Bemühungen Früchte tragen", so Diermann. „Wir hoffen natürlich auch, dass andere diesem schönen Beispiel folgen und sich die Ideen für Nachhaltigkeit woanders multiplizieren", ergänzt Ivo. Die beiden Vorsitzenden des Vereins verbringen oft 20 Stunden die Woche mit der ehrenamtlichen Arbeit. Sie sehen ihre Tätigkeit auch als Aufruf an die Gemeinschaft, sich zu engagieren und Teil einer Bewegung zu sein, die sich für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft für alle einsetzt.