Helden mit Gießkannen: Sie beleben Essens Stadtbild mit Grün

Helden mit Gießkannen: Sie beleben Essens Stadtbild mit Grün

Engagement des Monats August 2024

In ganz Essen bewässern ehrenamtliche Bürgerinnen und Bürger die Bäume in ihrer Nachbarschaft. Hinter dem Projekt „Gießkannenheld:innen - Volle Kanne für Essens Stadtbäume” stehen die Ehrenamt Agentur Essen e.V., das Netzwerk Gemeinsam für Stadtwandel, der Runde Umwelttisch und die Zukunftinitiative Klima.Werk. Mittlerweile haben sich auch andere Städte dem Projekt angeschlossen. 

Ein Baum schluckt pro Woche etwa 100 Liter Wasser. Um das Grün in unseren Städten zu erhalten und zu vermehren, haben engagierte Essener das Projekt „Gießkannenheld:innen - Volle Kanne für Essens Stadtbäume” ins Leben gerufen. Das Ziel dahinter: „Eine effektive und nachhaltige Bewässerung der Stadtbäume zu ermöglichen", sagt Vincent Demond von der Ehrenamt Agentur Essen e.V. und Verantwortlicher für das Projekt. 

Das Prinzip ist einfach: Große Tanks sammeln Regenwasser, eine Ressource, die sonst ungenutzt bliebe. Nachbarn, Freunde oder Familie befüllen aus diesen Tanks Gießkannen und bewässern die Bäume in der Nachbarschaft. Für das Team um Vincent Demond ist es wichtig, eine Lösung zu bieten, die es den Essenern ermöglicht, sich ohne finanzielle Hürden für den Umweltschutz einzusetzen.

Das hat funktioniert! Seit der Gründung im Jahr 2021 hat das Projekt beeindruckende Ergebnisse erzielt: Über 650 Wassertanks wurden bereits installiert. Jetzt ist das Ziel, bis 2027 insgesamt 2.000 Tanks in Essen zu platzieren. „Wir haben derzeit 601 aktive Gießgruppen, die in ihren Nachbarschaften zur Rettung der Stadtbäume beitragen", erklärt Demond. Die Tanks sind über die ganze Stadt verteilt – bei Privatpersonen, öffentlichen Einrichtungen und Unternehmen. „Es ist ein Projekt von Bürgerinnen und Bürger für Bürgerinnen und Bürger, das jeden einlädt, einen aktiven Beitrag zur Klimafolgeanpassung zu leisten." 

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Engagement des Monats August 2024: Gießkannenheld:innen Essen

01:42 Minuten

Das Projekt basiert auf der Zusammenarbeit zwischen den Initiativen „Gemeinsam fürStadtwandel“, „Runder UmweltTisch Essen (RUTE)“, der Ehrenamt Agentur Essen e.V. und der Zukunftinitiative Klima.Werk. „Durch die Zusammenarbeit stärken wir die Engagementstrukturen in Essen und bieten den Bürgern eine Plattform, um sich effektiv für die Klimaanpassung einzusetzen", so Demond. Die Synergie der beteiligten Organisationen ermöglicht eine breite Unterstützung der Teilnehmenden und sichert die Nachhaltigkeit des Projekts. 

Die Gießgruppen bilden das Herz des Projekts. „In den Nachbarschaften entstehen selbstorganisierte Gruppen, die sich für die Bäume in ihrer Umgebung einsetzen", erklärt Demond. Die Ehrenamtlichen werden vom Projektteam mit allen nötigen Gießutensilien versorgt. Darunter fallen neben ausreichend Gießkannen auch die Installation des Wassertanks. Bis zu 1.000 Liter Wasser kann ein Tank fassen. An Regenfallrohre angeschlossen, sammeln die Kunststofftanks das Regenwasser direkt von den Dächern und beugen durch die kluge Konstruktion Algenbildung durch UV-Einstrahlung vor.

Jede Gießgruppe bekommt außerdem eine ausführliche Gießanleitung: Wie oft muss ich einen Baum bewässern, wohin gieße ich das Wasser am besten, wie viel Wasser brauchen die Bäume in meiner Wohngegend? Auf diese Fragen bekommen die Gießkannenheldinnen und -helden Antworten und werden somit zu richtigen Gießprofis ausgebildet. Die Mitglieder organisieren sich darüber hinaus in Workshops, um ihr Engagement immer weiter auszubauen und gehen wertvolle Kooperationen mit anderen Projekten zum Thema städtische Begrünung ein. Mit dem Gang zum Baum und den schweren Gießkannen in der Hand tue man zudem nicht nur der Umwelt etwas Gutes, sondern spare sich auch einen Gang ins Fitnessstudio, betont Demond. 

Wenn es längere Zeit nicht regnet und die Wassertanks der Gießgruppen leer sind, greift das Projekt auf eine kreative Lösung zurück: die sogenannten Wassertaxis. Die ehrenamtlich betriebenen Dienste füllen in Trockenperioden die Wassertanks mit Wasser aus dem städtischen Netz nach. Vincent Demond erklärt, dass die Wassertaxis mit Standrohren und dem nötigen Equipment ausgestattet werden, um die Tanks direkt vor Ort auffüllen zu können. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Wasserwerken oder durch Nutzung öffentlicher Hydranten. 

Die Teilnahme am Projekt bietet weit mehr als nur den aktiven Beitrag zum Umweltschutz. „Wir möchten ein Bewusstsein für ausgewachsene Stadtbäume und deren Bedeutung für das Stadtklima schaffen und zeigen, wie wichtig Wasser und Stadtgrün für lebenswerte Städte sind.” Die Einbindung in das Projekt fördert nicht nur das Gemeinschaftsgefühl in den Nachbarschaften, sondern ermöglicht das Engagement für Klimafolgenanpassung und bietet die Möglichkeit, selbst zu handeln.

Die Gießkannenheldinnen und -helden haben bereits einen unverkennbaren Fußabdruck in Essen hinterlassen, doch das Projekt steht auch vor Herausforderungen. Die kontinuierliche Motivation neuer Teilnehmenden und die Expansion des Projekts erfordern Einsatz und regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit. „Die positive Resonanz aus der Bevölkerung und die wachsende Teilnehmerzahl sind ein deutliches Zeichen für den Erfolg und die Relevanz unseres Engagements", freut sich Demond. Es sei trotzdem kein Selbstläufer, neue engagierte Essener für das Projekt zu motivieren. 

Die Nominierung für den Engagementpreis NRW sei nicht nur eine Anerkennung der geleisteten Arbeit, sondern auch ein Ansporn, weiterzumachen und das Projekt noch weiter auszubauen. Für Vincent Demond und sein Team ist sie zudem eine „Wertschätzung für alle Beteiligten und ein Antrieb, unsere Ziele mit noch größerer Motivation zu verfolgen." Auch für die Ehrenamtlichen sei die Nominierung eine Bestätigung dafür, dass das Engagement der „Gießkannenheld:innen” einen wertvollen Beitrag zur Nachhaltigkeit und Lebensqualität in Essen leiste.