Portrait Timothy C. Vincent

Drei Fragen an ...

Timothy C. Vincent

Der selbständige Steinbildhauer aus Wetter/Ruhr ist Initiator und Mitbegründer des Vereins »Handwerk mit Verantwortung e.V.«. Als dessen Vorsitzender engagiert sich Timothy C. Vincent seit 2015 für verantwortungsvolles und nachhaltiges Wirtschaften. Der Verein richtet sich an Betriebe des produzierenden und dienstleistenden Handwerks, die ihr Gewerk unter ökonomischen, ökologischen und sozialen Gesichtspunkten betreiben.

Herr Vincent, Sie haben 2015 den Verein »Handwerk mit Verantwortung e.V.« gegründet. Was bedeutet für Sie als Unternehmer gesellschaftliche Verantwortung?

Gesellschaftliche Verantwortung ist für mich eine Frage der sozialen Selbständigkeit, d.h. der selbstverantwortlichen Disponierung über den eigenen Lebensplan, der Berufswahl, des Urteils über die Welt, seines Glaubens und der Freiheit. Für mich als Unternehmer gibt es keine scharfe Grenze zwischen dem beruflichen und gesellschaftlichen Leben. Grundlegender Antrieb für mein gesellschaftliches Engagement ist die Mitmenschlichkeit – frei von Gruppen- oder Einzelegoismen und ohne paternalistisch bevormundent zu sein. Gesellschaftliche Verantwortung ist für mich ein Ausdruck freiheitlichen Handelns und die Übernahme der Verantwortung ist die Identifikation mit den Werten einer gelebten Demokratie. Ich bin der Meinung, dass individuell-selbständiges Handeln für die Gemeinschaft diese ideologieresistenter macht, die Solidarität stärkt, in seiner Beispielhaftigkeit als Anreiz und Ansporn wirkt und das Gefühl der Selbstwirksamkeit der Handelnden bekräftigt. Ohne starke Individuen, die dem Gemeinwohl verpflichtet Verantwortung übernehmen, gibt es keine starke Gesellschaft.

Als Vorsitzender des Vereins engagieren Sie sich über Ihre eigene unternehmerische Tätigkeit hinaus. Was bedeutet das für Sie persönlich?

Diese Frage lässt sich nur mit Blick auf meine Unternehmerpersönlichkeit und mein Verständnis von Gemeinwohl, persönlichem Glück, Verantwortung und Denken beantworten: Veränderung setzt Änderung voraus und diese vollzieht sich im Denken. Gesetzliche Bestimmungen, gesellschaftliche Normierungen und Konventionen stellen in der Regel nur die Mindestanforderung des »Überhaupt-Möglichen« dar. Wer sich hiermit zufrieden gibt, vertritt die Haltung eines Erfüllungsgehilfen übergeordneter Normierungen und Regularien und wiegt sich und andere in Sicherheit, alles gemacht zu haben, was man machen kann. Meiner Meinung nach ist die stumpfe Erfüllung von Vorschriften eben kein Engagement, denn dem Wortsinn nach bedeutet Engagement mit starkem persönlichen Interesse entschieden für eine Sache einzutreten.

Was war Ihre Motivation, sich mit anderen Unternehmer/innen zusammen zu tun?

Die Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie im Handwerk ist eine große Chance für Betriebe, die eigene Situation und Position am Markt zu verbessern, sofern dieses Thema inhaltlich und in der Durchführung konsequent angegangen wird. Diejenigen Handwerksbetriebe, die ihre Stärken und Potentiale in Richtung nachhaltigen Wirtschaftens erkennen und anwenden, schaffen einen »Markt im Markt«. Die beste Chance, sich auf diesem zu positionieren und zu behaupten, bietet der Unternehmenszusammenschluss. Ich bin der Auffassung, dass die Gesellschaft eine beispielgebende Gruppe von Handwerkern braucht, die sich gemeinwohlorientierten Leitprinzipien verpflichtet fühlt und persönliche Verantwortung zur Richtschnur ihres wirtschaftlichen Handelns macht.

Zur Website des Vereins »Handwerk mit Verantwortung e.V.«