Salon5: Jugendjournalismus mit Herz, Verstand und Visionen

Salon5: Jugendjournalismus mit Herz, Verstand und Visionen

Engagement des Monats Februar 2025

Salon5 ist mehr als eine Jugendredaktion – es ist ein Ort, an dem junge Menschen ihre Stimme finden, ihre Themen setzen und Medienkompetenz erlernen. Seit 2020 bietet das Projekt des gemeinwohlorientierten Medienhauses CORRECTIV Jugendlichen die Möglichkeit, journalistisch zu arbeiten und aktiv an gesellschaftlichen Diskursen teilzunehmen. Mit Podcasts, Videos und Social-Media-Beiträgen schaffen sie nicht nur Inhalte, sondern auch einen Raum für Demokratie und Selbstentfaltung.

Es ist ein später Freitagnachmittag in der Essener Straße 7 in Bottrop, dem Hauptsitz von Salon5. Aus den Räumlichkeiten, die mehr an ein Jugendhaus als an eine Redaktion erinnern, dringt leises Lachen, ein paar Stimmen hallen durch die Flure. Eine Gruppe Jugendlicher sitzt vor Mikrofonen, Kopfhörer auf den Ohren, und diskutiert angeregt über die Themen ihrer nächsten Podcast-Episode. Andere arbeiten konzentriert an Laptops, schreiben Skripte für ihre Reels oder erstellen Grafiken für Instagram. Anschließend versammeln sich alle für den Filmabend mit Pizza – sie lachen gemeinsam und tauschen sich noch lange über die Themen aus, die sie beschäftigen. Willkommen bei Salon5, der Jugendredaktion des Medienhauses CORRECTIV. 

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Video Engagement des Monats Februar 2025

01:37 Minuten

Ein Raum für Geschichten und Begegnungen

Gegründet wurde das Projekt Salon5 im Mai 2020, mit dem Ziel, Jugendlichen im Alter von 13 bis 18 Jahren eine Stimme für ihre Themen zu geben und das grundlegende journalistische Handwerk zu zeigen. Zudem steht die Vermittlung von Medienkompetenz im Mittelpunkt. “Salon5 bietet jungen Menschen eine Plattform, um sich auszuprobieren und ein besseres Verständnis für demokratische Prozesse zu entwickeln”, erklärt Redaktionsleiterin Hatice Kahraman, die von Beginn an das Projekt begleitet. „Wir wollen keinen Journalismus für Jugendliche machen, sondern mit ihnen – auf Augenhöhe.” 

Die Redaktion von Salon5 ist mehr als nur ein Ort, an dem journalistische Beiträge entstehen. Darauf verweist bereits der Name: Der „Salon“ steht symbolisch für Austausch und Kreativität, die „5“ steht für Artikel 5 des Grundgesetzes, der die Meinungs- und Pressefreiheit schützt. In den Redaktionsräumen gibt es neben einem professionell ausgestatteten Podcast-Studio und vielen Arbeitsplätzen auch Rückzugsorte und sogar eine Spielecke mit einer Nintendo Switch für Pausen.

Medienkompetenz für die digitale Welt

Die Jugendlichen lernen bei Salon5, Informationen kritisch zu hinterfragen, Desinformationen zu erkennen und ihre eigenen Inhalte sicher in der digitalen Welt zu präsentieren. Die Plattformen sind dabei vielseitig: Von Podcasts über Instagram bis zu TikTok – Salon5 erreicht die Jugendlichen dort, wo sie sich ohnehin aufhalten.

„Wir wollen, dass Jugendliche ihre Stimme erheben, dass sie kritisch sind und Verantwortung übernehmen“, sagt Kahraman. Diese Fähigkeit nehmen viele Jugendliche mit, auch wenn sie später keinen journalistischen Beruf ergreifen. „Sie lernen hier nicht nur das Schreiben oder Recherchieren. Sie lernen, wie sie zu verantwortungsvollen Gestaltern ihrer Zukunft werden."

Vom Lockdown und hybridem Arbeiten

Die Gründung von Salon5 fiel mitten in die Pandemie. „Damals waren viele Jugendliche isoliert, konnten nicht zur Schule gehen und fühlten sich abgeschnitten von der Welt“, erinnert sich Hatice Kahraman. Doch gerade diese schwierige Zeit war ein Katalysator für das Projekt. Die Jugendlichen konnten ihre Sorgen und Ängste in Podcasts oder Videos thematisieren. 

„Es war bewegend zu sehen, wie schnell die Jugendlichen diese Chance ergriffen haben, um ihre Stimme hörbar zu machen“, sagt Kahraman. Auch heute noch finden die Redaktionssitzungen hybrid und standortübergreifend statt. Aktuelle politische Geschehnisse, gesellschaftliche Fragen, aber auch Alltagsgeschichten werden gesammelt und gemeinschaftlich aufgearbeitet. „Wir geben den Teilnehmenden die Werkzeuge an die Hand, aber sie entscheiden, was sie daraus machen“, beschreibt Hatice Kahraman die Arbeit in der Redaktion. 

Ein Ort, der prägt

Mittlerweile ist Salon5 eines der größten Bildungsprojekte von CORRECTIV und deutschlandweit einzigartig in seiner Ausrichtung. Am Projekt sind aktuell rund 70 aktive Jugendreporter beteiligt, die von 20 Festangestellten – Redakteuren, Volontären und Kameraleuten – begleitet werden. Die größte Redaktion ist aktuell in Bottrop, weitere Standorte sind in Greifswald oder Hamburg. In Dortmund, Berlin und Chemnitz werden aktuell neue Redaktionen aufgebaut. 

Einige Jugendliche werden durch die Schule oder Talentförderungen auf das Projekt aufmerksam, die meisten kommen durch ihre Freunde in die Redaktion und finden so ihren Weg in die Welt des Journalismus. Manche wollen später Journalisten werden, andere einfach mal etwas Neues ausprobieren. „Die Entwicklung der Jugendlichen ist beeindruckend“, sagt Kahraman. „Viele kommen anfangs unsicher hierher, aber nach ein paar Monaten sind sie selbstbewusster, stellen kritische Fragen und bringen ihre Ideen selbstständig voran.“

Ein Beispiel: Während der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen interviewten die Jugendlichen Spitzenkandidaten der Parteien. „Es war toll zu sehen, wie mutig und professionell sie diese Aufgabe gemeistert haben“, erinnert sich Hatice Kahraman an das Highlight. „Auch wenn es manchmal chaotisch ist – am Ende schaffen die Jugendlichen immer etwas Besonderes.“

Herausforderungen und Visionen

Ein Projekt wie Salon5 ist nicht frei von Hürden. Die Finanzierung erfolgt größtenteils über Fördermittel und Spenden. „Langfristig wollen wir weitere Standorte eröffnen, damit noch mehr Jugendliche profitieren können“, sagt Kahraman. “Wir wollen das Projekt deutschlandweit ausbauen, um ein Netzwerk zu schaffen und Jugendlichen übergreifend Gehör zu verschaffen”. 

Die regionale Verankerung sei ein wichtiger Bestandteil des Konzepts. „Jugendliche sollen sehen, dass sie auch in ihrer Umgebung etwas bewegen können. Sie müssen nicht nach Berlin oder Hamburg gehen, um gehört zu werden“, betont Kahraman. Die Zusammenarbeit mit lokalen Schulen, Jugendeinrichtungen und Stiftungen ist ein entscheidender Baustein, um das Projekt nachhaltig zu gestalten.

Ein Blick in die Zukunft

Die Nominierung für den Engagementpreis NRW 2025 ist für Salon5 eine große Anerkennung. Die 1.000 Euro Preisgeld sollen direkt den Jugendlichen zugutekommen – vielleicht für ein Event oder ein besonderes Workshop-Format. „Wir wollen den jungen Menschen damit etwas zurückgeben und ihnen zeigen, dass ihr Engagement gesehen wird“, sagt Kahraman.

Für die Zukunft hat Salon5 große Pläne: Die Redaktion soll weiter wachsen, neue Standorte eröffnen, und das Konzept soll deutschlandweit noch mehr Jugendliche erreichen. Doch eines soll sich nicht ändern: Salon5 bleibt ein Ort, an dem junge Menschen ihre Geschichten erzählen, ihre Zukunft gestalten und ihre Talente entfalten können – immer auf Augenhöhe und mit einem starken Fokus auf das Wesentliche: ihre Stimme.