Eingescannt statt eingestaubt: Digitale Datenbank des Heimatvereins Riesenbeck

Heimatverein Riesenbeck e.V.: Zwei Herren arbeiten an Laptops

Eingescannt statt eingestaubt: Digitale Datenbank des Heimatvereins Riesenbeck

Engagement des Monats August 2019

Engagementpreis NRW | Viele Heimatvereine in Deutschland verfügen über umfassende Archive, in denen unzählige Dokumente zur Geschichte des Ortes und der Region zu finden sind. Bisher blieben diese Schätze häufig nur wenigen Eingeweihten vorbehalten, aber genau das möchte der Heimatverein Riesenbeck durch die Nutzung digitaler Möglichkeiten ändern. Der Verein konnte die Beschäftigung mit seiner Ortsgeschichte beleben – und nebenbei auch noch die jüngere Generation zur Mitarbeit motivieren.
Mehrere tausende von der Zeit gezeichnete und schon leicht vergilbte Dokumente, Aktenordner in rauen Mengen, viele Bücher und Zeitschriften, von denen dünner Staub aufwirbelt, sobald man sie aufschlägt. Und mittendrin einer, der über knarzende Eichendielen schreitet und als einziger genau weiß, an welcher Stelle welche Schätze zu finden sind und der Interessierten zu jedem einzelnen Gegenstand eine Anekdote erzählen kann. So ähnlich mag sich Klaus-Werner Kahl vom Heimatverein Riesenbeck früher gefühlt haben – bevor die digitalen Möglichkeiten die Beschäftigung mit der Ortsgeschichte revolutionierten.     Riesenbeck, ein Ortsteil von Hörstel im westfälischen Tecklenburger Land unweit des Teutoburger Waldes mit etwa 6.500 Einwohner/innen, kann auf eine beträchtliche Geschichte blicken, die bis in das Jahr 1074 zurückzuverfolgen ist. Vieles von dem Wissen und Material zur Ortshistorie liegt beim bereits seit 1924 bestehenden Heimatverein. Klaus-Werner Kahl leitet den Fachbereich Ortsgeschichte und hat es sich mit anderen Aktiven zur Aufgabe gemacht, die Geschichte Riesenbecks nicht nur zu erforschen, sondern auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Rahmen der Initiative »Heimatverein digital« möchte die Arbeitsgruppe alle relevanten Daten der Orts- und Familienforschung, der Denkmalpflege, des Museumswesens, der Kultur- und Brauchtumspflege sowie alle Fotos in digitaler Form erfassen und darstellen. »Der Heimatverein Riesenbeck hat im Jahr 2012 damit begonnen, eine zunächst auf die eigenen Belange zugeschnittene Datenbank zu entwickeln«, erklärt Klaus-Werner Kahl das Vorgehen. Er und bis zu 20 weitere Freiwillige digitalisieren mit Hilfe digitaler Scanner und Fotoapparate die verschiedenen Dokumente. Die Arbeit im Projekt wird durch die Digitalisierung zur gemeinschaftlich getragenen Aufgabe, da an der Datenbank auch ganz unabhängig und von verschiedenen Rechnern aus gearbeitet werden kann. So kann jeder/r ganz unkompliziert ihren/seinen Teil je nach den zeitlichen Möglichkeiten beitragen. »Zudem hat die Digitalisierung den Vorteil, dass alte, empfindliche Dokumente sicher archiviert und trotzdem von allen Benutzer/innen als Digitalisat beliebig oft angesehen und ausgedruckt werden können«, führt Kahl aus.
 
»Digitalisiert sind mittlerweile alle Gegenstände des vereinseigenen Landmaschinen-Museums (rund 1200), mehr als 3000 Totenzettel, etwa 6000 Papierfotos sowie Negative, Dias, einige Haus- bzw. Hofesakten und die Titelseiten sowie  Inhaltsverzeichnisse einiger hundert Bücher und Zeitschriften«, berichtet Kahl stolz. Diese können Interessierte, nachdem sie einen Zugang angefragt haben, über die Datenbank einsehen und über zuvor vergebene Schlagworte durchsuchen. Zudem wurde eine selbsterklärende Bedieneroberfläche geschaffen, um den Nutzer/innen einen sprachlich barrierefreien Zugang zu ermöglichen. Durch die vielfältigen Möglichkeiten sich einzubringen und zu beteiligen, hat das Projekt die Orts- und Familienforschungsgruppe weiter belebt. Als Nebeneffekt konnten auch neue und jüngere Mitglieder – in den Dimensionen des Heimatvereins bereits Menschen ab 50 Jahren – zur Mitarbeit motiviert werden.
 
»Ziel ist es, die Datenbank und deren Inhalte auch anderen Heimatvereinen zur Verfügung zu stellen, um letztlich ein (deutschlandweites) Heimatvereins-Netzwerk aufzubauen«, sagt Kahl über den Ausbau von »Heimatverein digital«. Die Vereine können sich so gegenseitig Material und Inhalte zur Verfügung stellen und von der Zusammenarbeit profitieren letztendlich alle. Für Klaus-Werner Kahl ist auch genau dieses »Geben und Nehmen das Schöne an dem Projekt«. Mittlerweile arbeiten fünf weitere Vereine aus dem Kreis Steinfurt sowie Kreis Warendorf mit der Datenbank. Indem immer mehr traditionsreiche Heimatvereine nicht nur ihre Archive, sondern sich insgesamt den Möglichkeiten der Digitalisierung öffnen, können sie ihre Geschichte erfolgreich in die Zukunft tragen.

Kontakt und Ansprechpartner
Heimatverein Riesenbeck e.V.
Netzwerk Heimatverein Digital
Dr. Klaus-Werner Kahl
Im Wiesengrund 33
48477 Riesenbeck
Web: www.heimatverein-riesenbeck.de
E-Mail: info [at] heimatverein-riesenbeck.de (info[at]heimatverein-riesenbeck[dot]de )